„Wunderbarer Zufall“: Britische Militärmedizinerin war Skripals Ersthelferin

  25 Januar 2019    Gelesen: 1057
  „Wunderbarer Zufall“: Britische Militärmedizinerin war Skripals Ersthelferin

Die russische Botschaft in London sowie die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, haben sich zu Medienberichten geäußert, wonach die Oberschwester der britischen Armee Alison McCourt und ihre 16 Jahre alte Tochter Abigail den in Salisbary vergifteten Sergej und Julia Skripal Erste Hilfe leisteten.

Am vergangenen Samstag hatte der britische Radiosender Spire FM mit Sitz in Salisbury mitgeteilt, dass die 16 Jahre alte Abigail McCourt und ihre Mutter Alison die ersten Personen waren, die Sergej und Julia Skripal am Tag ihrer Vergiftung Erste Hilfe geleistet hatten.

„Local Hero Award“ für Tochter von Oberschwester der britischen Armee

Die junge Frau, die eine Erst-Helfer-Ausbildung machte, entdeckte demnach als Erste die Skripals. Bei Sergej Skripal vermutete Abigail zunächst einen Herzinfarkt. Julia soll ohne Atmung gewesen sein. Abigail alarmierte sofort ihre Mutter, ihr zu Hilfe zu kommen. Beide leisteten dann Erste Hilfe bis zur Ankunft der Rettungskräfte.

Die Details dieser Geschichte wurden nun publik gemacht, nachdem die Mutter Alison McCourt, die laut der offiziellen Webseite Oberst beim Queen Alexandra´s Royal Army Nursing Corps (Krankenpflegeabteilung der britischen Armee) ist und seit 1. Februar 2018 die Position des leitenden Pflegeoffiziers (Chief Nursing Officer) innehat, beschlossen hatte, ihre Tochter für die Aufzeichnung „Local Hero Awards“zu nominieren und über ihren Einsatz am 4. März 2018 zu erzählen:

„Als qualifizierte Krankenschwester war es für mich eine ziemlich routinemäßige Situation, aber meine Tochter war fantastisch. Ihre prompten Handlungen und die Art und Weise, wie sie mir half, Julia Skripal wiederzubeleben, haben eine große Rolle bei der folgenden Genesung der beiden Opfer gespielt“, wird Alison McCourt vom Radiosender zitiert.

Portal findet Diskrepanz

Das Portal Moon of Alabama verwies in einem Beitrag vom 19. Januar auf eine Diskrepanz zwischen dem Artikel auf der Homepage des Radiosenders Spire FM und der Erzählung von Alison McCourt in einem ebenfalls von dem Sender veröffentlichten Video. Beim Klicken öffnet sich das Video jedoch nicht, weil es offensichtlich gelöscht wurde. Das Portal schreibt, dass in dem Artikel des Radiosenders nur Abigail McCourt und ihre Mutter erwähnt werden. Aber im Video soll die Mutter von „Abigail und dem Rest unserer Familie“ gesprochen haben, die als erste am Vorfallort eintrafen. Sie erwähnte demnach auch weiter „Abigail“ und „uns“ und wieder „Abigail“ und „den Rest von uns“, was laut dem Portal bedeuten kann, dass mehr Personen vor Ort waren als nur Mutter und Tochter. Selbst Alison sagte in einem auf der Seite von Spire FM geposteten Kurzinterview, dass ihr Bruder Geburtstag hatte und „wir draußen waren“, um zu feiern.

Reaktionen aus Moskau

Die russische Botschaft in Großbritannien nahm Stellung dazu: „Falls diese Information der Realität entspricht, würden wir Abigail unsere herzliche Bewunderung und unseren Dank aussprechen. Dabei sind wir gezwungen, zu konstatieren, dass die neuen Informationen und andere Berichte britischer Medien zu dem Fall in Salisbury keinen offiziellen Charakter haben und keiner Überprüfung unterzogen werden.“

Außerdem sei die Präsenz vom Abigail und ihrer Mutter, des leitenden Pflegeoffiziers Oberst Alison McCourt, direkt am Vorfallort ein Teil „der ganzen Palette wunderbarer Übereinstimmungen, die die Vergiftung von (Sergej und Julia) Skripal begleiten“. Und:

„Es ist auch nicht klar, wieso diese – sagen wir es direkt – nichttriviale Information erst neun Monate nach dem Vorfall publikgemacht wird.“

Russische Diplomaten fügten hinzu, dass sie von London weiter den Zugang zu den betroffenen Russen sowie die Durchführung „einer wirklich offenen Ermittlung auf Basis von Kooperation und nicht von Verheimlichung der Information“ fordern werden.

„Das wird im Interesse von gewöhnlichen Briten wie Abigail McCourt sein. Ihr entschlossenes Vorgehen verdient eine ehrenvolle Auszeichnung, aber die Geheimnistuerei um das, was geschehen ist, wird viele zweifeln lassen, ob sie wirklich die Skripals vor der Vergiftung mit dem berüchtigten (Giftstoff) A-234 gerettet hat oder ungewollt in einer Aktion der britischen Geheimdienste ausgenutzt wurde.“

Die Diplomaten verwiesen unter anderem darauf, „London der russischen Seite keine Möglichkeit gegeben hat – weder bilateral noch mittels der festgelegten OPCW-Mechanismen –, ihre Ergebnisse zum chemischen Inhalt des eingesetzten Stoffs zu prüfen. Da stellt sich die Frage: Womit hängt das zusammen?“

Eine ähnliche Position zum Geschehen äußerte auch die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Dabei verwies sie auf interessante Details: „Die britische Presse berichtet um die Wette von dem Polizeibeamten Nick Bailey, der sich beim Kontakt mit den Skripals am Vorfallort in Salisbury ernsthafte vergiftet hatte und sich dadurch beinahe von seinem Leben verabschiedete, wobei er fast zum nationalen Helden wurde.“ Laut Sacharowa ist es seltsam, dass in diesem Zusammenhang weder Tochter noch Mutter von diesem Stoff betroffen waren:

„Es stellt sich heraus, dass der erwachsene Polizist dem Tode nahe war und ins Krankenhaus musste. Das 16 Jahre alte Mädchen wandte sich nicht an die Ärzte, obwohl sie laut Medienangaben die erste war, die die Skripals kontaktierte, nachdem sie sich schlecht gefühlt hatten.“

„Täglich gibt es immer mehr Fragen zum sogenannten Skripal-Fall; es gab keine Antworten und es gibt sie immer noch nicht“, sagte sie weiter.

Giftanschlag auf die Skripals

Der frühere russisch-britische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia, die am 4. März unweit des geheimen Militärlabors Porton Down bewusstlos aufgefunden worden waren, waren nach Darstellung der britischen Regierung mit dem tödlichen Giftstoff A234, im Westen unter dem russischen Namen Nowitschok bekannt, vergiftet worden. Ihre schnelle Genesung halten Experten jedoch für überraschend.

Die britische Regierung machte umgehend Russland für das mutmaßliche Attentat verantwortlich. Moskau wies diesen Vorwurf von sich und forderte eine unabhängige Aufklärung. Die britische Premierministerin Theresa May ließ 23 russische Diplomaten auweisen. Aus „Solidarität“ mit London wiesen auch die USA, Deutschland und viele weitere EU-Staaten Dutzenden russischen Diplomaten die Tür.

Als Reaktion wies auch Moskau westliche Diplomaten aus, erklärte sich dabei aber wiederholt bereit, bei den Ermittlungen zu helfen. Die britischen Behörden winkten ab. Der damalige Außenminister Boris Johnson versprach im März, „verblüffende Beweise“ gegen Russland zu präsentieren, tat das bis zu seinem Rücktriff im Juli aber nicht. Das mit der Untersuchung beauftragte britische Militärlabor Porton Down teilte im April mit, dass eine russische Herkunft des Nervengifts nicht nachweisbar sei.

Anfang September hatte die britische Polizei Bilder von zwei Verdächtigen veröffentlicht. Bei ihnen soll es sich um Mitarbeiter des russischen Militär-Nachrichtendienstes GRU handeln. Am 5. September hatte die britische Staatsanwaltschaft gegen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow Anklage erhoben.

Die beiden hatten später in einem Interview mit der Chefredakteurin von Sputnik und RT, Margarita Simonjan, erzählt, dass sie Großbritannien als Touristen besucht und nichts mit Geheimdiensten zu tun hätten.

sputniknews


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