Niedersachsens Innenminister und SPD-Vorstandsmitglied Boris Pistorius hat die Parteiführung für ihren Umgang mit den früheren Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel und Martin Schulz kritisiert. "Ich glaube, es befremdet die Menschen, wenn die SPD ihr Spitzenpersonal immer wieder hochjubelt und es dann quasi über Nacht fallen lässt", sagte er der "Welt".
Er antwortete damit auf die Frage, ob der Umgang der Parteiführung um Andrea Nahles und Olaf Scholz mit den beiden falsch gewesen sei. "Das gehört sich einfach nicht." Mit Blick auf Gabriel und Schulz sagte Pistorius zudem: "Ich finde, wir sollten an derartigen politischen Schwergewichten auch einmal festhalten."
Er gestand ein, dass Nahles und Scholz sich zumindest nicht den einfachsten Zeitpunkt ausgesucht hätten, um die SPD zu führen und zu erneuern. Das sei derzeit eine "undankbare und schwierige Aufgabe".
Nahles ist seit April 2018 SPD-Vorsitzende, Scholz ist seitdem einer ihrer Stellvertreter. Das Dauertief in den Umfragen lasten viele Genossen auch der Parteichefin an, ihr schlechtes Image verhindere eine Trendwende.
Nahles war zuvor vom früheren Parteichef Gerhard Schröder scharf kritisiert worden. Der Altkanzler sprach der Parteivorsitzenden in einem SPIEGEL-Gespräch indirekt die Eignung für die Kanzlerkandidatur ab und plädierte dafür, angesichts der schweren Krise der SPD wieder stärker auf den früheren Außenminister und Parteichef Gabriel zu setzen. Gabriel und Schröder stammen wie Pistorius aus Niedersachsen.
Führende Sozialdemokraten äußerten sich nach Schröders Interview verärgert über den Ex-Kanzler. Seine Kritik an Nahles sei "unfair" und zeuge von "schlechtem Gedächtnis".
spiegel
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