Viele Flüchtlinge besser qualifiziert als arbeitslose Österreicher

  15 Januar 2016    Gelesen: 704
Viele Flüchtlinge besser qualifiziert als arbeitslose Österreicher
Bei einem Kompetenzcheck hat der österreichische Arbeitsmarktservice AMS festgestellt, dass das Qualifikationsniveau bei Migranten deutlich höher als erwartet ausgefallen ist und die Asylberechtigten aus Syrien und Iran am besten qualifiziert sind, berichtet das österreichische Nachrichtenportal „The Local“.



Nach Angaben der Zeitung, könnten viele Flüchtlinge arbeitslosen Österreichern sogar Konkurrenz machen.
Der Kompetenzcheck fand unter 898 Personen statt und wurde im Zeitraum vom August bis Dezember 2015 durchgeführt. Die Hauptaufgabe dieser Studie war es, herauszufinden, wie hoch der Qualifikationsgrad bei den einreisenden Flüchtlingen ist und ob sie genug Kenntnisse für bestimmte Berufe besitzen.
Die Ergebnisse der Analyse wurden am Dienstag in einer Pressekonferenz unter der Leitung des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer und des AMS-Chefs Johannes Kopf bekanntgegeben.


„Das Qualifikationsniveau der Asylberechtigten, die am AMS-Kompetenzcheck teilgenommen haben, ist bis auf Angehörige eines Staates deutlich höher als erwartet. Wir haben die Ergebnisse nach Nationalitäten ausgewertet, denn wegen deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern ist eine Durchschnittwertung nur begrenzt aussagekräftig“, erklärte der AMS-Vorstand.
Kopf sei vom Bildungsniveau der aus Syrien, dem Iran und Irak stammenden Migranten „beeindruckt“ gewesen. So wiesen Flüchtlinge aus diesen Ländern die höchste Qualifikation auf – 67 Prozent der Studie-Teilnehmer aus Syrien, 90 Prozent der Teilnehmer aus dem Iran und 73 Prozent der Teilnehmer aus dem Irak hätten demnach entweder ein Studium, Matura oder eine Berufsausbildung hinter sich.


Am schlechtesten qualifiziert seien die Teilnehmer aus Afghanistan (insgesamt 230 Menschen) gewesen: Nur 26 Prozent von ihnen hätten eine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung absolviert. 30 Prozent hätten keine formale Schulbildung, wobei davon aber nur rund ein Drittel Analphabeten seien.
„Der jahrzehntelange Krieg in Afghanistan hat deutliche Spuren hinterlassen. Auch die Berufserfahrungen vieler Menschen aus Afghanistan sind aufgrund der rückständigen Wirtschaft bei uns vielfach kaum verwertbar“, so Kopf.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Arbeitsplatz in Österreich zu finden, erhöhe sich mit dem Bildungsniveau der Asylbewerber. Doch mangelnde Sprachkenntnisse, Traumatisierungen und die allgemein schlechte Arbeitsmarktsituation seien für die Integrationsarbeit eine große Herausforderung, fügte er hinzu.


Laut Bundesminister Rudolf Hundstorfer sind im Vorjahr im Schnitt 17.300 Asylberechtigte auf Jobsuche gewesen, wobei 2016 die Zahl der Asylberechtigten, die auf den österreichischen Arbeitsmarkt drängen, steigen wird.
„Wir rechnen mit mehr als 30.000 Neuzugängen im Jahr 2016. Diese Zahl ist herausfordernd, ich kann aber beruhigen, dass Neuzugänge nicht bedeuten, dass die Arbeitslosenlosenzahl dieser Gruppe um 30.000 steigen wird“, sagte er.
Die Integration anerkannter Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt bleibe eine große und andauernde Aufgabe, die möglichst rasch durchgeführt werden sollte. Arbeit sei der beste Schlüssel für eine gelungene Integration, damit diese Menschen nicht dequalifiziert und demotiviert werden, in Schwarzarbeit abtauchen und von Sozialleistungen abhängig blieben, fügte er hinzu.


In Österreich sei derweilen eine Debatte entbrannt, ob nun Flüchtlinge die gleichen Sozialleistungen wie arbeitslose Österreicher genießen dürften, berichtet das Portal.
„Wir fordern schon lange die Einführung eines Herkunftslandprinzips, volle Sozialleistungen darf es nur für Österreicher geben, für alle anderen nur gemäß den Regelungen bzw. den Lebenshaltungskosten in ihrem Heimatland“, betonte unlängst der FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.
Nach Angaben des österreichischen Innenministeriums wurden 2015 rund 90.000 Asylanträge gestellt, was um 200 Prozent mehr als im Jahr davor ist, als 28.000 Anträge abgegeben wurden. Afghanen würden mit 25.202 Anträgen die Liste anführen, knapp dahinter seien Syrer mit 25.064 und Iraker mit 13.528 Anträgen.



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