Proband stirbt nach Medikamententest

  16 Januar 2016    Gelesen: 677
Proband stirbt nach Medikamententest
Bei einer medizinischen Studie ist es in Frankreich zu einem Zwischenfall gekommen. Mehrere Versuchsteilnehmer mussten im Krankenhaus behandelt werden, einer starb.
Nachdem er heftige Nebenwirkungen aufgrund eines Medikamententest bekam, liegt ein Versuchsteilnehmer hirntot im Krankenhaus. Auch vier weitere Teilnehmer der klinischen Studie eines neuen Schmerzmittels könnten dauerhafte Hirnschäden davontragen, sagte der behandelnde Chefneurologe Gilles Edan. Die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine sprach von einem Unfall, den es so in Frankreich noch nie gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Nach Angaben Touraines befinden sich sechs von den insgesamt 90 bis dahin gesunden, männlichen Probanden in Behandlung, nachdem sie in der privaten Klinik in Rennes das neue Schmerzmittel in unterschiedlichen Dosen verabreicht bekommen hatten. Der portugiesische Pharmahersteller Bial hat den Wirkstoff des Mittels entwickelt. Bei den Opfern handele es sich um Männer, die das Medikament mehrfach zu sich genommen hatten. "Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, wo die genauen Gründe des Unfalls liegen", sagte Touraine. Der nun als hirntot eingestufte Mann sei am Sonntag in die Klinik gekommen. Begonnen hatte die Studie am 7. Januar.

Die sechs Patienten seien zwischen 28 und 49 Jahren alt, sagte Edan. Einer von ihnen sei in weniger kritischem Zustand, werde aber ebenfalls im Krankenhaus in Rennes behandelt. Ein Gegenmittel, um die Auswirkungen des verwendeten Medikaments rückgängig zu machen, gibt es nach Angaben des Chefneurologe nicht.

Gesundheitsministerin ordnet Untersuchung an

Dass Probanden bei klinischen Studien schwer krank werden, ist äußerst selten. Denn die Forscher testen die neuen Medikamente erst ausführlich an Tieren und geben bei den ersten Versuchen an Menschen üblicherweise nur die kleinstmögliche Dosis. Das Medikament, das die betroffenen Probanden geschluckt hatten, war in dieser ersten Testphase, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Die Leitung der Studie hat das medizinische Labor Biotrial mit Sitz in Rennes. Touraine ordnete eine Überprüfung des Unternehmens an und reiste umgehend nach Rennes, um dessen Vorstandsvorsitzenden Jean-Marc Gandon zu treffen.

Biotrial zahlt Probanden zwischen 100 und 4.500 Euro für die Teilnahme an klinischen Studien, je nachdem, wie aufwendig diese sind. Nach Angaben auf seiner Webseite hat das Labor, das auch Büros in London und New Jersey betreibt, 25 Jahre Erfahrung mit klinischen Studien.

2006 hatte es in Großbritannien einen ähnlichen Fall gegeben. Damals war sechs bis dahin gesunden Männern ein experimentelles Medikament verabreicht worden, das Einfluss auf das Immunsystem nehmen sollte. Nur Stunden später erlitten die Männer Organversagen. Sie überlebten, haben aber nun Untersuchungen zufolge ein höheres Risiko an Autoimmunerkrankungen oder Krebs zu erkranken.

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