Bei der Bewertung von Donald Trumps Gipfel-Treffen mit Kim Jong Un gehen die Meinungen offenbar auseinander. Im Westen bezeichneten viele Beobachter den vorzeitigen Abbruch der Gespräche im vietnamesischen Hanoi als Debakel. Von einem Rückschlag war die Rede, CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen warf den Amerikanern vor, das Treffen zwischen dem US-Präsidenten und dem nordkoreanischen Machthaber "nicht besonders qualifiziert" vorbereitet zu haben.
In China dagegen sieht man die Begegnung offenbar weniger kritisch. Volkskongress-Sprecher Zhang Yesui zeichnete nun auf einer Pressekonferenz in Peking ein positives Bild - und bewertete den Gipfel als "konstruktiv". Beide Seiten wollten schließlich ihren Dialog fortsetzen, hob er hervor.
Der Atomkonflikt sei ein "sehr kompliziertes und heikles Problem", das nicht mit ein oder zwei Treffen gelöst werden könne, sagte Zhang Yesui. Der Schlüssel sei, die richtige Richtung mit dem Ziel der atomaren Abrüstung und einer Friedenslösung auf der koreanischen Halbinsel zu halten. Beide Seiten sollten "guten Willen und Geduld" zeigen, sagte Zhang Yesui, der auch stellvertretender Außenminister ist und seit langem an den Verhandlungen mit Nordkorea über eine Lösung des Atomkonflikts mitwirkt.
Das zweite Gipfeltreffen zwischen Trump und Kim endete am Donnerstag in Hanoi überraschend ohne Abschlusserklärung. Beide Seiten waren sich in der zentralen Frage des Abbaus des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals und bei den Gegenleistungen der USA nicht nähergekommen.
Trump gibt Demokraten die Schuld
Trump selbst gab den oppositionellen US-Demokraten die Schuld am gescheiterten Gipfel mit Kim. Durch die zeitgleiche Anhörung seines Ex-Anwalts Michael Cohen vor einem Kongressausschuss hätten sie den Verlauf des Gipfels negativ beeinflusst. "Sie könnten zu dem 'Abgang' mit beigetragen haben", twitterte Trump. Mit "Abgang" spielte er auf den Satz an, mit dem er selbst in Hanoi den Abbruch der Gipfels erklärt hatte: "Manchmal muss man eben gehen."
Cohen hatte seine Aussage vor dem Kongress am Mittwoch zu einer harschen Abrechnung mit seinem ehemaligen Chef genutzt, den er als "Betrüger" und "Rassisten" bezeichnete. In Twitter-Botschaften äußerte der Präsident am Sonntag seinen Umut darüber: "So etwas hat noch niemand gemacht, während der Präsident im Ausland ist. Schande!" Weiter schrieb er: "Dass die Demokraten in öffentlicher Sitzung einen verurteilten Lügner und Betrüger anhören, zeitgleich mit dem sehr wichtigen Nukleargipfel mit Nordkorea, ist vielleicht ein neuer Tiefpunkt in der amerikanischen Politik."
China ist Nordkoreas wichtigster Verbündeter. Am Dienstag beginnt der Volkskongress in dem Land seine Jahrestagung, die bis zum 15. März dauern wird. Den Auftakt macht Ministerpräsident Li Keqiang mit seinem Rechenschaftsbericht, in dem er ein niedrigeres Wachstum für die zweitgrößte Volkswirtschaft angeben dürfte. Im Vorjahr hatte Li "rund 6,5 Prozent" als Ziel für 2018 genannt, am Ende wurden 6,6 Prozent erreicht. Es war vor dem Hintergrund des Handelskrieges mit den USA das langsamste Wachstum seit fast drei Jahrzehnten.
spiegel.de
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