Fast zwei Jahre hat die Untersuchung der Russlandaffäre um US-Präsident Donald Trump gedauert. Nun hat Sonderermittler Robert Mueller seine Ermittlungen beendet und seinen vertraulichen Abschlussbericht an das Justizministerium übergeben. Details zu dem Dokument sind bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Dennoch bestimmt der Mueller-Bericht die Schlagzeilen der US-Medien.
Die "New York Times" bezeichnete den Report als "Test für Trump und das System". Nach mehrjährigen Ermittlungen sei nun der Moment für eine Abrechnung gekommen. Diese beziehe sich natürlich auf Trump. Gleichzeitig müsse aber auch mit Sonderermittler Mueller, dem Kongress, den Demokraten, den Republikanern und den Medien, ja mit dem gesamten System abgerechnet werden. Die Übergabe des Ermittlungsberichts markiere einen "Wendepunkt, der die verbleibende Zeit von Trumps Präsidentschaft prägen und die Funktionalität der amerikanischen Regierung auf die Probe stellen wird".
In Washington sei so lange auf die Ermittlungsergebnisse gewartet und so viel in die Untersuchung investiert worden, dass Muellers Erkenntnisse nun vielleicht hinter den Erwartungen zurückbleiben könnten, heißt es weiter in der "New York Times". Sobald der Bericht veröffentlicht sei, werde er die politische Landschaft verändern und die Forderungen nach einer Amtsenthebung des Präsidenten befeuern - "oder dem Präsidenten Stoff bieten, um sich zu verteidigen", heißt es weiter. Einen Schatten auf Trumps Präsidentschaft werfe die Untersuchung in jedem Fall. Schließlich habe sie gezeigt, dass Russland die Präsidentschaftswahlen zu Trumps Gunsten zu beeinflussen versucht habe.
Ähnliches schreibt auch die "Washington Post". Die Zeitung fasst die bisherigen Entwicklungen in der Russlandaffäre zusammen. Der Mueller-Bericht mache in jedem Fall deutlich, dass Trumps Kampagnenteam von den Angriffen eines ausländischen Gegners auf das US-System nicht beunruhigt gewesen sei. Und im Wahlkampf 2016 willig gewesen sei, diese Hilfe zu akzeptieren.
Auch der Sender CNN geht davon aus, dass der Mueller-Bericht lange nachwirken wird. Und "unermessliche politische und verfassungsrechtliche Konsequenzen" nach sich ziehen könnte. Die Untersuchung selbst sei bereits bahnbrechend. Schließlich zeige sie, dass es möglich sei, "explosivste Vorwürfe gegen einen entfesselten Präsidenten einer glaubhaften rechtlichen Prüfung zu unterziehen - ohne Einmischungen und trotz einer bitteren Polarisierung der Zeiten".
Fox News , der Haussender von Trump, sieht das anders. Dort wird der Bericht von Mueller als unglaubwürdig bezeichnet. Der Prozess der Untersuchungen und das Team um den Sonderermittler seien von Beginn an fehlerbehaftet gewesen. In einem weiteren Bericht schreibt Fox News von einem "kollektiven Schock der Mainstream-Medien". Die Kommentatoren mehrerer Sender hätten es demnach offenkundig nicht fassen können, dass Sonderermittler Mueller sich nicht für weitere Anklagen ausgesprochen haben soll. Dies wird von Fox News und der Trump-Administration als positive Entwicklung für den Präsidenten gedeutet. Bei einer Moderatorin, die sich zu der Angelegenheit äußerte, will Fox News erkannt haben, dass sie ihre Tränen zurückhalten musste.
spiegel
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