Nach Shitstorm wegen Kritik an Identitären: „Rechte Wähler sind Kanzler Kurz egal“

  04 April 2019    Gelesen: 542
Nach Shitstorm wegen Kritik an Identitären: „Rechte Wähler sind Kanzler Kurz egal“

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hat kürzlich „eine klare Abgrenzung aller politisch Verantwortlichen von extremen und radikalen Gruppierungen wie den Identitären“ gefordert und ist in den Netzwerken einer Hetze ausgesetzt worden. Dies soll seiner Zustimmungsrate nicht schaden, bestätigt der Meinungsforscher Dr. Peter Hajek gegenüber Sputnik und weiß warum.

Ein „Soros-Abkömmling“, „nicht Matteo Salvini für Österreich, sondern ein Macron“ - der Frust der Enttäuschten reichte auf Facebook weit über die gemäßigte Kritik hinaus, Tausende stärkten den Identitären den Rücken und drohten damit, zur FPÖ zu wechseln. Die Experten halten die umstrittene Gruppierung, gegen deren Leiter Martin Sellner bereits Terrorermittlungen laufen, längst für rechtsextrem, die Apologeten dagegen bestehen auf Unschuldsvermutung.

„Wer sich distanziert, verliert“, schrieb das rechtsgerichtete Magazin „Info-Direkt“ in seiner aktuellen Ausgabe über einer Collage, die ein Boot zeigt. In diesem sitzen unter anderem Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Martin Sellner. Ob die zahlreichen Empörungen nun wirklich negativen Einfluss auf Kurz’ Image sowie die Zustimmungsrate unter den Wählern haben könnte?

„Sicher nicht“, kommentiert der prominente Meinungs- und Sozialforscher Dr. Peter Hajek im Sputnik-Gespräch. Der Kanzler nehme nur dann Stellung, wenn es aus seiner Sicht wichtig und notwendig sei. „Dazu findet er überall, wo es um Abgrenzung hin zum rechtspopulistischen Rand geht, klare Worte, weil man seine eigene gemäßigt bürgerliche Wählerschaft nicht vergraulen möchte“. Seine Wähler würden erwarten, so Dr. Hajek, dass auch wenn man mit der FPÖ koaliere, man sich trotzdem ganz klar gegen recht-recht abgrenze. „Diese kritischen Stimmen aus dem rechten Lager sind für ihn vollkommen egal als Wählerschaft, denn sie sind sowieso bei der FPÖ“.

Der Politikwissenschaftler weist darauf hin, dass Kurz auch in der Vergangenheit nach der Liederbuch-Affäre der auf die FPÖ angewiesenen Burschenschaft Germania Stellung bezogen habe und keinen Wähler damit irritiert habe. „Wer sind eigentlich die Identitären?“, fragt der Experte zurück. Die Mehrheit der Bevölkerung würden sie als eine recht rechte Splittergruppe sehen und daher nicht ernst nehmen. Aber die Bevölkerung würde es viel ernster nehmen, so Dr. Hajek, wenn es sich bewahrheiten würde, dass das Innenministerium nicht in ein Sicherheitsnetzwerk in Europa eingebunden sei und den guten Datenaustausch mit den Nachbarländern vermeide.

sputniknews


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