Statisch betrachtet kommen bei den Geburten auf 100 Mädchen ungefähr 105 Jungen. In einigen Ländern hat sich dieses natürliche Geschlechterverhältnis in den vergangenen Jahrzehnten massiv verschoben. Dort wurden verstärkt weibliche Föten abgetrieben, weil Söhne bevorzugt wurden. Eine statistische Analyse im Fachmagazin pnas zeigt jetzt, wie groß die Auswirkungen auf die aktuelle Weltbevölkerung sind: Weltweit fehlen 23 Millionen Frauen.
Abtreibungen aufgrund des Geschlechts kamen und kommen vor allem in Ländern in Ostasien vor. Die stärksten Abweichungen von der natürlichen Geschlechterverteilung fanden die Forscher in China und in Indien. In China gab es demnach knapp zwölf Millionen weniger Mädchen und Frauen als statistisch zu erwarten, in Indien waren es rund 10,5 Millionen. Insgesamt ließ sich der Effekt in zwölf Ländern nachweisen, darunter auch in den osteuropäischen Staaten Albanien und Montenegro.
Begonnen hat die Entwicklung laut den Forschern in den 1970-er Jahren. Seit dieser Zeit ist das Geschlecht während der Schwangerschaft durch Ultraschall bestimmbar. Inzwischen geht weltweit aber die Zahl der Abtreibungen wegen des Geschlechts zurück. In China war die Abweichung vom natürlichen Geschlechterverhältnis im Jahr 2005 am stärksten – mit 118 Jungen auf 100 Mädchen. Dass die Zahl hier rückläufig ist, dürfte auch auf die Lockerung der Ein-Kind-Politik zurückzuführen sein. Dennoch wird es laut den Forschern Jahrzehnte dauern, bis es wieder ein biologisch natürliches Verhältnis von Männern und Frauen gibt.
Tags: