Boeing-Mitarbeiter beklagen Produktionsmängel

  22 April 2019    Gelesen: 683
Boeing-Mitarbeiter beklagen Produktionsmängel

Boeing droht neues Ungemach: Die "New York Times" erhebt in einem Artikel schwere Vorwürfe gegen den Flugzeugbauer. Bei der Produktion des "Dreamliner" im Werk in South Carolina werde seit Jahren grob geschlampt.

Der Flugzeugbauer Boeing hat sich längst noch nicht vom Fiasko um die Fehlersoftware im 737 Max erholt, da zieht neuer Ärger auf: Die "New York Times" berichtet von schweren Sicherheitsmängeln bei der Produktion des 787 "Dreamliner". Die Recherche stützt sich unter anderem auf hunderte Mails und Unternehmensdokumente. Außerdem sprachen die Journalisten mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern. Das Fazit des Artikels: Bei der Produktion zähle Geschwindigkeit oft mehr als Qualität.

Konkret geht es um den Standort South Carolina. Das Werk bei Charleston sei 2009 als Vorzeigeprojekt gestartet, in dem mit dem Dreamliner eines der modernsten Flugzeuge der Welt gebaut wird. Doch schon bald gab es Lieferverzögerungen, unter anderem wegen Personalmangel und Problemen mit den Zulieferern. In der Folge sei der Druck auf die Mitarbeiter gewachsen, wie mehrere ehemalige Angestellte gegenüber der "New York Times" beklagten. So seien interne Kontrolleure dazu angehalten worden, Defekte nicht zu melden. Einige sagten, sie seien bestraft oder gefeuert worden, wenn sie Bedenken angemeldet hätten.

Die Vorwürfe kommen für Boeing zur Unzeit: Die Produktion des Boeing 737 Max liegt nach zwei Abstürzen binnen fünf Monaten auf Eis, die US-Luftfahrtbehörde FAA hat gerade angekündigt, die Updates von internationalen Luftsicherheitsbehörden kontrollieren zu lassen. Bevor die Tests abgeschlossen sind, darf keine Maschine dieses Typs mehr abheben.

Metallsplitter und lose Teile

Ein inzwischen verrenteter Qualitätsmanager berichtet, er habe über der Verdrahtung der Flugsteuerung Metallsplitter gefunden, die offenbar von Schraubarbeiten stammten. Wären sie in Kontakt mit den Drähten gekommen, sei eine "Katastrophe" möglich gewesen, sagte er der Zeitung. Laut einem Sprecher der Luftaufsichtsbehörde seien die gleichen Metallsplitter auch in anderen Flugzeugteilen entdeckt worden, wo sie zu Kurzschlüssen hätten führen können.

In laut Boeing abnahmebereiten Flugzeugen hätten sich auch andere Gegenstände gefunden, die dort nicht hingehörten, heißt es in dem Artikel weiter, etwa Werkzeuge und lose Teile. Nach dem zweiten Absturz habe Boeing eilig die Mitarbeiter des Werks bei Charleston zu einer Krisensitzung einberufen, weil Kunden fragwürdige Gegenstände in den ausgelieferten Flugzeugen entdeckt hätten. Einen namentlich erwähnten Techniker des Werks zitiert die Zeitung so: "Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich niemals damit fliegen werde". Das sei eine Frage der Sicherheit.

Qatar Airway zog 2014 Konsequenzen, weil Flugzeuge aus Charleston zu häufig beschädigt oder verzögert geliefert wurden. Der Großkunde bezieht seine Dreamliner seither nur noch aus einem anderen Werk. Gegenüber der "New York Times" nahm Qatar, den Flugzeugbauer in Schutz. Man arbeite lange mit Boeing zusammen und habe "volles Vertrauen" in den Flugzeugbauer.

Ein Sprecher von Boeing wies die Vorwürfe der "New York Times" auch gleich zurück: Das Team in South Carolina produziere nach den "höchsten Qualitätsstandards der Geschichte". Standortchef Brad Zaback spricht in einer Mail an sein Team von "verzerrten Informationen", "alten Geschichten" und "Gerüchten", die der Artikel verbreite.

Quelle: n-tv.de


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