Das steckt hinter Nachtblindheit

  29 April 2019    Gelesen: 972
Das steckt hinter Nachtblindheit

Nachtblindheit verursacht eine Sehschwäche im Dunkeln und kann gerade beim Autofahren sehr störend sein. Doch hinter schlechter Sicht im Dunkeln steckt meist etwas anderes.

Wer nachts nicht so gern Auto fährt, sagt manchmal, er sei wohl ein bisschen "nachtblind". Gemeint ist in der Regel, dass man im Dunkeln nicht so gut sieht. Dahinter steckt in den meisten Fällen ein optisches Problem: ein gestörter Tränenfilm, eine Kurz- oder Weitsichtigkeit oder eine Linsentrübung. Die verminderte Sehfähigkeit ist dann die Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung und eher eine "Nachtsehschwäche". Sie kann aber auch tatsächlich ein Symptom für eine Nachtblindheit sein.

Nachtblindheit ist eine Netzhauterkrankung

Als Nachtblindheit bezeichnen Augenärzte eine sehr seltene Netzhauterkrankung, erklärt Clemens Lange, Augenarzt in der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Sie kann entweder erblich bedingt sein oder durch einen Mangel an Vitamin A entstehen. In der Regel sind beide Augen von der Sehschwäche im Dunkeln betroffen.

Die Netzhaut besteht aus Fotorezeptoren. Sie wandeln vereinfacht gesagt Licht in einen elektrischen Impuls um, der über den Sehnerv an das Gehirn weitergegeben wird. Unter diesen Rezeptoren sind die sogenannten Zapfen für das Farbsehen am Tag zuständig, die Stäbchen für das Sehen in der Dämmerung. Arbeiten die Stäbchen nicht richtig, kann sich das Auge nicht an die Dunkelheit anpassen: Der Mensch sieht schlecht.

Symptome einer echten Nachtblindheit

"Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an die Dunkelheit anzupassen, laufen manchmal nachts gegen Gegenstände oder haben Schwierigkeiten, die Sterne zu erkennen", erläutert Facharzt Lange. Betroffene sehen nach Einbruch der Dämmerung rein gar nichts mehr. Während sich andere noch ganz ungestört bewegen können, haben sie das Gefühl, tasten zu müssen.

Nur etwa einer von 22.000 Menschen ist schätzungsweise von der erblich bedingten Nachtblindheit betroffen, erklärt Lange. In der Regel bemerken diese Menschen schon in jungen Jahren, dass sie nachts schlecht sehen. Bei manchen Patienten kommen ein unwillkürliches Augenzittern, Blendeempfindlichkeit und eine Minderung der Sehschärfe hinzu.

So diagnostiziert ein Augenarzt Nachtblindheit

Der Augenarzt kann mit verschiedenen Methoden und Geräten den Ursachen für eine Störung der Stäbchen auf den Grund gehen. Er testet unter anderem die Sehschärfe, die Anpassungsfähigkeit des Auges und die Blendungsempfindlichkeit.

Viel tun kann der Arzt nicht, wenn er eine erbliche Nachtblindheit diagnostiziert. Die Funktion der Stäbchen lässt sich nicht wieder herstellen. Trotzdem sollten Patienten schlechtes Sehvermögen bei Nacht immer mit einem Augenarzt besprechen.

Auch eine Linsentrübung kann hinter dem schlechten Sehen stecken

Ist der Grund für das Gefühl, nachts nicht mehr so gut zu sehen, nämlich nicht eine Nachtblindheit, sondern zum Beispiel eine Linsentrübung oder ein gestörter Tränenfilm, ist eine frühe Behandlung entscheidend. In sehr seltenen Fällen kann eine echte Nachtblindheit auch durch einen Mangel an Vitamin A bedingt sein. Diesen kann man eventuell noch rechtzeitig beheben.

Ebenso ist es möglich, dass derjenige, der sich für nachtblind hält, einfach nur eine falsche Brille auf der Nase trägt. Die Sehhilfe habe nicht nur Auswirkungen auf die Sehschärfe, sondern auch auf die Fähigkeit, in der Dämmerung zu sehen, so die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Warnsignal sollte sein, wenn ein Autofahrer bei Gegenlicht nicht mehr erkennen kann, ob eventuell ein Mensch am Straßenrand steht. Dann sei ein Termin beim Augenarzt notwendig. Schlechtes Sehen in der Dämmerung und leichtes Blenden treten nämlich meist zusammen auf. In vielen Fällen lässt sich das Problem mit neuen Brillengläsern beheben.

t-online.de


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