Der Betriebsgewinn sank zu Jahresbeginn zwar um sieben Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit schnitten die Wolfsburger aber besser ab als manche Konkurrenten. Bei Daimler etwa hatte zu Jahresbeginn ein Gewinnrückgang von 16 Prozent zu Buche geschlagen. Den Umsatz steigerte Volkswagen überraschend um gut drei Prozent auf 60 Milliarden Euro. Analysten hatten einen deutlich geringeren Zuwachs prognostiziert.
Zudem legte Volkswagen im ersten Quartal rund eine Milliarde Euro für Rechtsrisiken zur Seite. Im Zwischenbericht hieß es dazu, es handele sich um negative Sondereffekte im Zusammenhang mit der “Dieselthematik”. Unklar blieb zunächst, worum es dabei genau geht.
Finanzvorstand Frank Witter zeigte sich erfreut über das Abschneiden im ersten Quartal. Er machte aber auch deutlich, dass der Konzern die Kosten weiter senken müsse. “Insgesamt müssen wir weiter unser Tempo bei der Transformation erhöhen. Die steigenden weltweiten Konjunkturrisiken stellen uns ebenfalls vor Herausforderungen.” Trotz der Delle zum Jahresauftakt bekräftigte Volkswagen den Ausblick für 2019. Der Vorstand um Konzernchef Herbert Diess hat sich ein leichtes Absatzplus vorgenommen, der Umsatz soll um bis zu fünf Prozent steigen und bei der operativen Rendite vor Sondereffekten peilt der Konzern unverändert einen Wert zwischen 6,5 und 7,5 Prozent an.
ENTSCHEIDENDES JAHR
In diesem Jahr ist für Volkswagen entscheidend, dass die Einnahmen nicht wegbrechen, um den Umstieg in die Elektromobilität finanzieren zu können. Da kommt die weltweite Konjunkturabschwächung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der Absatzrückgang in den ersten drei Monaten hielt sich mit 2,8 Prozent dank anziehender Geschäfte in Südamerika und robuster Auslieferungen in Europa in Grenzen. Der Rückgang um sechs Prozent in China, dem größtem Markt der Wolfsburger, schmerzt das Unternehmen allerdings. Die Hoffnungen richten sich dort darauf, dass die Geschäfte wegen der Anfang April gesenkten Mehrwertsteuer wieder anziehen. Für das zweite Halbjahr hatte sich der Konzern zuletzt zuversichtlich gezeigt, auch weil der Vergleichszeitraum im Vorjahr wegen der Turbulenzen um die schärferen Abgasmessregeln WLTP schwächer ausgefallen war.
Volkswagen investiert derzeit massiv in die Elektromobilität, um die schärferen Umweltvorgaben zu erfüllen. Bis 2023 fließen 44 Milliarden Euro in die Elektromobilität, selbstfahrende Autos, Mobilitätsdienste, die Digitalisierung und den Umbau der Werke. Den Anfang macht der neue E-Wagen ID, der ab Herbst in Zwickau vom Band rollen soll. Dem folgt eine ganze Familie batteriegetriebener Fahrzeuge. Binnen zehn Jahren will der weltgrößte Autobauer rund 22 Millionen E-Autos bauen, fast 70 neue Modelle kommen auf den Markt.
Dadurch fallen in den Unternehmen viele Arbeitsplätze weg, weil beim Bau von Elektroautos weniger Arbeitsschritte nötig sind als bei herkömmlichen Verbrennern. Zugleich will Konzernchef Herbert Diess die Kosten noch schneller senken und die Produktivität steigern. Das bringt den Betriebsrat auf die Barrikaden, der dem Management vorwirft, ungeplant und chaotisch vorzugehen. Inzwischen nimmt der Druck auf Diess aus allen Richtungen zu. Der einstige BMW-Manager muss sich nicht nur der Kritik des Betriebsrats, geschädigten Diesel-Kunden und der Politik erwehren. Inzwischen ist Insidern zufolge auch sein Führungsstil auf Seiten der Familien Porsche und Piech nicht mehr unumstritten, die ihn erst vor gut einem Jahr aufs Schild gehoben haben.
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