Wie der Kriegsverbrecher ins Familienalbum kam

  07 Mai 2019    Gelesen: 802
Wie der Kriegsverbrecher ins Familienalbum kam

Über die "Rattenlinie" flohen viele Nazis nach Südamerika, vor allem nach Argentinien. Juan Alberto Schulz hat seine Familiengeschichte durchleuchtet und stieß auf einen fragwürdigen Nachlass seines Vaters.

Weil er wissen will, ob der Wasserstrudel im Abfluss sich auf der Südhalbkugel in die andere Richtung dreht, ruft Bart Simpson im Februar 1995 in Australien an - und landet versehentlich auf einem Autotelefon in Argentinien. Es meldet sich: Adolf Hitler.

Enge Verbindungen von Argentinien zum Nationalsozialismus und zu Hitler: "Den Ruf hatten wir eigentlich schon immer", sagt Juan Alberto Schulz, 63. Der College-Lehrer und Anthropologe hält vor Bildungsreisenden aus den USA Vorträge über Nazis in Argentinien, vor Leuten, die wissen wollen, was Wahrheit ist und was Legende. Schulz kennt beides gut.

Die Episode aus der US-Zeichentrickserie erwähnt er zu Beginn seines Buches "In the Name of the Father: Nazi presence in Argentina". Es erzählt von dem Ort, in dem er 1955 geboren wurde und heute wieder lebt: San Carlos de Bariloche. Dort war 1994 der NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke festgesetzt worden. Der Mann, der ihn mit "Hallo Hans Albert, wie geht's?" begrüßte, wenn Schulz als Teenager der Sechzigerjahre in Priebkes Delikatessengeschäft einkaufte.

spiegel


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