Kurz vor der nächsten Verhandlungsrunde im Handelsstreit zwischen den USA und China kommen neue Daten zur Wirtschaftslage in der Volksrepublik. Sie zeigen, dass die chinesischen Exporte im April überraschend stark gefallen sind. Wie der Zoll in Peking mitteilte, gingen die Ausfuhren in Dollar gerechnet um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück.
Noch im März waren die Exporte stark gestiegen. Entsprechend hatten Experten auch im April mit einem Plus gerechnet. Zugleich entwickelten sich aber auch Chinas Importe anders als von Analysten erwartet. Diese hatten einen Rückgang angenommen, doch im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Einfuhren im April um vier Prozent zu.
Der Handel mit den USA ging insgesamt um 15,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Die chinesischen Ausfuhren in die USA fielen um 9,7 Prozent, während die Importe aus den USA sogar um 30,4 Prozent absackten.
Beide Seiten überziehen sich seit Monaten gegenseitig mit Sonderzöllen. Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump eine weitere drastische Erhöhung der Zölle auf Importe aus China angekündigt. Diese soll ab Freitag erfolgen. Die US-Seite begründet dies damit, dass die chinesische Seite sich von bereits gegebenen Zusagen in den Verhandlungen wieder zurückziehe.
Trotz der Eskalation sollen die Gespräche am Donnerstag und Freitag in Washington weitergehen. Auch Chinas Vize-Regierungschef Liu He soll an den Beratungen teilnehmen.
In chinesischen Medien gab sich die Führung der Volksrepublik betont gelassen. Man habe "vollstes Vertrauen", die Herausforderungen der Handelsgespräche mit den USA zu meistern, hieß es am Mittwoch in einem Kommentar von "Renmin Ribao". China habe in den Verhandlungen bislang immer Haltung bewahrt. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua bezeichnete das Vorgehen von US-Präsident Trump als bedauerlich - fügte aber hinzu, dass weitere Verhandlungen der richtige Weg seien, um den Konflikt zu beenden.
Experten und internationale Organisationen warnen vor den Folgen des Handelsstreits für die globale Wirtschaft. Auch US-Unternehmen müssen sich auf negative Auswirkungen einstellen - gerade, wenn es um Innovationen geht.
So warnt das Wirtschaftsforschungsunternehmen Rhodium Group, dass chinesische Investoren sich aus der Finanzierung von US-Start-ups zurückziehen könnten. In diesem Bereich spielen Geldgeber aus der Volksrepublik eine wichtige Rolle, wie der Bericht zeigt. Demnach investierten chinesische Unternehmen im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Dollar in US-amerikanische Unternehmen und übertrafen damit den bisherigen Rekordwert von 2,8 Milliarden Dollar im Jahr 2015 - obwohl die Anzahl der Transaktionen von über 300 auf 270 zurückging.
Die zunehmend feindseligen Bedingungen werden laut Rhodium wahrscheinlich zu einem Rückgang der chinesischen Finanzierung für dieses Jahr führen. Grund sei unter anderem ein neues US-Gesetz, das den Zugang zu Spitzentechnologie einschränkt.
spiegel
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