Alkohol, Drogen, K.O.-Tropfen? – Gudenus sucht Erklärungen und fürchtet neue Videos

  22 Mai 2019    Gelesen: 480
Alkohol, Drogen, K.O.-Tropfen? – Gudenus sucht Erklärungen und fürchtet neue Videos

Sein Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video versucht der ehemalige FPÖ-Obmann Johann Gudenus mit Überarbeitung, persönlichen Problemen und dem übermäßigen Konsum von Alkohol und psychotropen Substanzen zu erklären. Zugleich fürchtet der Politiker offenbar weiteres kompromittierendes Material. Zu Recht?

Im Ibiza-Skandal ist Ex-Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zweifellos der „Star“ – seine Äußerungen in dem Video selbst, seine Erklärungsversuche und seine trotzigen Kampfansagen und Unschuldsbeteuerungen auf Facebook dominieren seit Tagen die Berichterstattung über das sogenannte „Ibizagate“. Wesentlich stiller ist es um den zweiten Mann im Video, der bis vor kurzem noch die FPÖ-Fraktion anführte: Johann Gudenus. Dabei scheint bei dem inzwischen von allen Ämtern zurückgetretenen Politiker, der als Konsequenz aus dem Skandal sogar den Parteiaustritt verkündet hat, weit mehr dahinter zu stecken, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Wie die österreichische Zeitung „Kurier“ herausgefunden haben will, war es Gudenus, der im März 2017 den Kontakt zu der vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen hergestellt hat. Zusammen mit seiner Ehefrau soll Gudenus die Frau sowie ihren deutschen Mittelsmann Julian Thaler und einen Wiener Anwalt im Wiener Lokal „Le Ciel“ getroffen haben. Der Anwalt soll hierbei eine zentrale Rolle gespielt und die „Oligarchen-Nichte“ mit dem FPÖ-Politiker zusammengebracht haben. Das habe Gudenus am Dienstag im Gespräch mit dem „Kurier“ bestätigt.

Auch im Zusammenhang mit dubiosen Spenden taucht der Name Johann Gudenus auf. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins „profil“ berichtet, habe Gudenus eine Vermittlerrolle bei Spenden an FPÖ-nahe Organisationen gespielt:

„Wie das Nachrichtenmagazin ‚profil‘ online berichtet, hat ein Wiener Manager im Frühsommer 2017 nach eigener Aussage ‚mehrere tausend Euro‘ an den FPÖ-nahen Verein ‚Wirtschaft für Österreich‘ gespendet – auf Vermittlung von Johann Gudenus. Dies geschah wenige Wochen, bevor Gudenus und Heinz Christian Strache bei einem Treffen mit einer vermeintlichen russischen Oligarchin gefilmt wurden. ‚profil‘ liegt ein Bittbrief aus 2017 vor, in welchem der Wiener Rechtsanwalt (und spätere FPÖ-Abgeordnete) Markus Tschank namens des Vereins um Spenden ersuchte – ‚zur Durchführung von Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Förderung des Wirtschaftsstandortes Wien und Österreich‘, wie es in dem Schreiben heißt.“

Gudenus war es auch, der seinen prominenten Parteikollegen Strache zu dem in dem Video festgehaltenen Treffen mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte gebracht hatte. An Strache gerichtet sagte er gegenüber der APA, er wolle sich „in aller Form aufrichtig dafür entschuldigen, ihn unwissentlich zu diesem mit Lockvögeln organisierten Treffen gebracht zu haben und damit ihm und seiner Familie persönlich, der Partei und nicht zuletzt der Regierung dieses Landes erheblichen Schaden zugefügt zu haben”.

Mit dem Ibizagate scheint es für Johann Gudenus aber noch nicht ausgestanden zu sein – er fürchtet offenbar weiteres kompromittierendes Videomaterial. „Ich befürchte weiteres Material, das mich in kompromittierenden Situationen zeigt“, so Gudenus gegenüber APA am Dienstag.

Sein Verhalten, wie im Ibiza-Video zu sehen, rechtfertigt der Politiker mit Schlafmangel, Alkohol- und Drogenkonsum: 

„Ich war in dieser längeren Zeitspanne sichtlich in einer Ausnahmesituation. Erschöpft, überarbeitet, nahe einem Burn-out und in einer persönlichen Krise. Zu wenig Schlaf, zu viel Alkohol, gemixt mit Energydrinks, und psychotropen Substanzen, um die innere Anspannung und Unruhe zu bekämpfen.” Er halte auch Fremdeinwirkung durch „K.O.-Tropfen oder ähnliche Substanzen und Drogen“ für möglich.

„Mir fehlen streckenweise Erinnerungen über Stunden hinweg und ich weiß auch nicht mehr, was ich in diesen Zuständen von mir gegeben habe beziehungsweise welche Handlungen daraus resultierten.”

Ohne es explizit zu sagen, nährt Gudenus damit die Spekulationen über die Macher des Videos und stellt sich ein Stück weit als Opfer dar, das mit Substanzen gefügig gemacht worden sei.

sputniknews


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