Ukraine kann auf mehr weitreichende Super-Raketen hoffen

  21 April 2024    Gelesen: 401
  Ukraine kann auf mehr weitreichende Super-Raketen hoffen

Das Repräsentantenhaus beschließt nach Monaten der Hängepartie Milliardenhilfen für die Ukraine. Diese benötigt neben Artilleriemunition und Flugabwehr auch Raketen, um russische Ziele hinter der Front zu attackieren. Und die könnte sie jetzt bekommen.

Weitreichende Raketen für Schläge gegen die russischen Invasoren weit hinter der Front sind bei den ukrainischen Streitkräften knapp. Mit dem Beschluss des US-Repräsentantenhauses, der - bei Zustimmung des Senats am Dienstag - 61 Milliarden Dollar an direkten und indirekten Hilfen für die Ukraine freigibt, kann das angegriffene Land auf neue Raketen vom Typ Army Tactical Missile System (ATACMS) hoffen.

In dem Beschluss des Repräsentantenhauses finden die Raketen explizit Erwähnung. Präsident Joe Biden wird aufgefordert, "so bald wie möglich" nach Inkrafttreten des Gesetzes "weitreichende" ATACMS an die Ukraine zu liefern, sofern dies nicht den Sicherheitsinteressen der USA zuwiderlaufe.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres lieferten die USA eine erste Ladung der Boden-Boden-Raketen - und die sorgten für durchschlagenden Erfolg beim Einsatz gegen feindliches Militärgerät. Im Oktober 2023 wurde die Lieferung durch Angriffe auf zwei russische Flugplätze in den besetzten Gebieten der Ukraine öffentlich. Eine offizielle Ankündigung der Bereitstellung der Waffe war im Vorfeld nicht erfolgt.

ATACMS sorgen für massive Zerstörung

Bei dem ATACMS-Einsatz gegen die russischen Stützpunkte in der Nähe der Städte Luhansk und Berdjansk seien neun Hubschrauber, Waffenarsenale sowie Teile einer Flugabwehreinrichtung zerstört worden, hatten ukrainische Spezialkräfte im Anschluss mitgeteilt.

Allerdings erhielten die Streitkräfte der Ukraine die Raketen wohl auch nur in zweistelliger Stückzahl. Kiew forderte daher schon seit Monaten Nachschub. "Es gibt nur einen Weg, die russischen Fähigkeiten in der Ukraine zu zerstören. Man muss tief in die besetzten Gebiete eindringen und dabei die russische elektronische Kampfführung und die Abfangjäger umgehen", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba, laut dem US-Sender NBC im Februar. "Wenn man hinter den Linien zuschlagen, ihre Logistik und ihren Nachschub stören und ihre Munitionsdepots zerstören will, kann man das nur mit weitreichenden Raketen tun."

Und für einen solchen Schlag hinter den feindlichen Linien setzten die ukrainischen Verteidiger ATACMS auch erst kürzlich wieder ein. Vor wenigen Tagen konnte auf der von Russland besetzten Krim ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ S-400 mithilfe der ballistischen Raketen ausgeschaltet werden.

Berichten zufolge wurden bei der Lieferung im vergangenen Jahr von den USA rund 20 Exemplare mit Streumunition an Kiew übergeben. Die USA selbst haben, nach Angaben von US-Militärs gegenüber der "New York Times", selbst nur eine begrenzte Stückzahl der ATACMS auf Lager. Diese seien für Konflikte mit China, Russland oder Nordkorea vorgesehen. Allerdings heißt es, könnten Exemplare freigegeben werden, sobald der vorgesehene Nachfolger, die Precision Strike Missiles, die Depots der US-Truppen erreichen. Eine erste Lieferung ist dem Bericht zufolge auch bereits an das Pentagon erfolgt.

Bis zu 300 Kilometer Reichweite

Die rund vier Meter langen ATACMS können nach Angaben des US-Herstellers Lockheed Martin sowohl von Himars-Raketenwerfern als auch vom M270 Mehrfachraketenwerfern aus abgefeuert werden. Je nach Modell variiert auch die Reichweite. Während die Himars-Standardmunition rund 80 Kilometer überbrücken kann, können mit ATACMS bestückte Raketenwerfer Ziele in bis zu 165 Kilometern oder sogar 300 Kilometern Distanz erreichen. Bisher hatte die Ukraine nur die eingeschränkte Version mit 165 Kilometern von den USA erhalten.

Das könnte sich jetzt jedoch ändern. "Wir hatten vor ein paar Wochen eine neue Einschätzung des US-Generalstabs, der darauf aufmerksam gemacht hat, dass die USA jetzt bereit sind, die weiterreichenden ATACMS-Raketen mit bis zu 300 Kilometern zu liefern", sagte der Sicherheitsexperte Frank Umbach im Interview bei ntv.

Damit würde dann auch die komplette von Russland besetzte Halbinsel Krim ins Visier der ukrainischen Streitkräfte rücken. Flugplätze und andere militärische Einrichtungen der Besatzer könnten noch stärker als bisher zum Angriffsziel werden. Moskau wäre womöglich gezwungen, darauf zu reagieren und bisher dort stationierte Flugzeuge, Helikopter oder Nachschublager in weiter von der Ukraine entfernte Gebiete zu verlegen.

Quelle: ntv.de


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