Auch andere Staaten der Region verkaufen Beteiligungen und Wertpapiere. „Saudi-Arabien, Katar und Kuwait ziehen alle Gelder ab. (…) Petrodollars werden zu Petropennies“, zitiert Bloomberg einen Verantwortlichen der Royal Bank of Scotland. Tatsächlich seien im vergangenen Jahr nur rund 200 Milliarden aus Ölverkäufen stammende Dollar in den globalen Wirtschaftskreislauf geflossen – im Jahr 2012 waren es noch etwa 800 Milliarden Dollar.
Der Grund der massiven Liquidation von Depots: Die Golfstaaten brauchen schnell liquide Mittel, um die aus dem Ölpreis-Verfall resultierenden Löcher in ihren Staatshaushalten zu füllen. Saudi-Arabiens Wirtschaft ist zu etwa 80 Prozent vom Erdöl abhängig – die tiefen Preise führten 2015 bereits zu einem Haushaltsdefizit von rund 20 Prozent. Außerdem führt die Monarchie einen kostspieligen Krieg im Nachbarland Jemen. Zwar verfügen alle Staaten der Golfregion über hohe Devisenreserven, um Rückgänge auf der Einnahmenseite auszugleichen. Auf Dauer schadet dieses Vorgehen aber der eigenen Kreditwürdigkeit und finanziellen Widerstandskraft.
Wie schnell Devisen-Guthaben abschmelzen können, zeigt das Beispiel Saudi-Arabiens: allein seit Mitte 2015 sind dessen Devisenreserven um etwa 100 Milliarden auf 635 Milliarden Dollar gesunken. Eine Rolle bei der derzeitigen Verkaufswelle dürfte auch spielen, dass Saudi-Arabien den Umfang seiner Investitionen an volatilen Aktienmärkten verringern möchte.
Führende Vermögensverwalter gehen davon aus, dass der Rückzug aus den Märkten noch so lange anhalten werde, bis die Preise für Erdöl wieder zu steigen beginnen. „Was wir sicher wissen ist, dass wir weitere Rücknahmen erleben werden, solange der Ölpreis niedrig bleibt – insbesondere von staatlichen Institutionen“, sagte der Vorsitzende von Aberdeen Asset Management (AAM), Martin Gilbert. Kürzlich gab der Vermögensverwalter bekannt, dass ölexportierende Länder und andere Kunden im vierten Quartal über 19 Milliarden Dollar aus ihren bei AAM gehaltenen Depots abgezogen haben.
Tags: