Egal, ob in Schulen oder Flüchtlingsunterkünften, in der Betreuung von Obdachlosen oder bei der Arbeit im Frauenhaus: Sozialarbeiter werden in Berlin dringend gebraucht. Allerdings fehlt es an Fachkräften. Allein in den Berliner Jugendämtern blieben im Juli 119 von 900 Stellen unbesetzt. Bezirksämter und freie Träger klagen, es gebe nicht genügend Bewerber. Parallel dazu gehen ältere Mitarbeiter in Ruhestand, ihre Stellen können vielfach nicht neu besetzt werden.
Zentrales Problem, darin sind sich alle einig, ist die schlechte Entlohnung. „Wenn man einen Klempner braucht, ist es selbstverständlich, für eine Stunde Arbeit 75 Euro zu bezahlen. In vielen Feldern erhalten wir für eine Beratungsstunde aber nur 25 Euro,“ sagt Niels Spellbrink, Geschäftführer des Internationalen Bundes (IB) Berlin-Brandenburg. „Das kann einfach nicht sein.“
Der IB unterhält Flüchtlingsheime und Kindertagesstätten und ist außerdem in der Wohnungslosenhilfe tätig. Die täglichen Anforderungen für die Mitarbeitenden sind enorm: Pädagogisch gut ausgebildet müssen sie sein, psychologisch geschult und sensibel. Juristische Fachkenntnis ist unabdingbar und soziologisches Hintergrundwissen notwendig, um viele Situationen richtig einzuschätzen. Dazu kommen die Verantwortung für Einzelschicksale und die schwierigen Lebenslagen, mit denen sich die Sozialarbeiter tagtäglich auseinandersetzen. Ein wichtiger Beruf, der Anerkennung braucht - auch finanzielle.
Doch zuletzt ist Bewegung gekommen in die Gehaltsdiskussion: Anfang März wurde eine Tarifeinigung erzielt, nach der die Gehälter der Erzieher sich nun an der Entgelttabelle des Tarifvertrages des Öffentlichen Dienstes orientieren, nicht mehr am Tarifvertrag der Länder, wie es vorher praktiziert wurde. Je nach Berufserfahrung bedeutet das eine Verbesserung von mehreren hundert Euro.
Ab Januar 2020 sollen die Sozialpädagogen und Sozialarbeiter nachziehen: Dann orientiert sich auch ihr Gehalt am TV-ÖD. In Brandenburg ist das übrigens schon seit geraumer Zeit der Fall. Fréderic Verrycken, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Finanzen, beziffert den finanziellen Umfang der Gehaltserhöhung für die rund 13 000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst auf rund 76,4 Millionen Euro pro Jahr und kündigt an: „Berlin wird im Bereich Soziale Arbeit wieder konkurrenzfähig sein.“
tagesspiegel
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