In 4000 Metern Höhe mal kurz den Feind gerammt: Aus dem tollkühnen Leben eines Sowjet-Piloten

  20 September 2019    Gelesen: 3050
  In 4000 Metern Höhe mal kurz den Feind gerammt: Aus dem tollkühnen Leben eines Sowjet-Piloten

Was russische Kampfpiloten mit ihren Su-27-Jägern anstellen können, lässt einen mitunter nur sprachlos staunen. Manche können den tonnenschweren Kampfjet einsetzen, wie Chirurgen ein Skalpell. Dass das keine Übertreibung ist, zeigt eine Geschichte von 1987 über der Barentssee.

Ein Seefernaufklärer „Orion“, von einem Leutnant der norwegischen Luftwaffe gesteuert, hatte am 13. September 1987 über der Barentssee Kurs auf die Grenze der Sowjetunion genommen. Die sowjetische Luftwaffe wurde alarmiert. Das Aufklärungsflugzeug abzufangen, war Auftrag von Oberstleutnant Wassili Zymbal.

Der junge Kampfpilot flog mit seiner Su-27 die norwegische Maschine nach einer Fassrolle aus südwestlicher Richtung an. Bis auf zwei Meter näherte er sich dem Aufklärungsflugzeug, ging dann auf Abstand und näherte sich wieder. Die neunköpfige Besatzung der „Orion“ verstand die Zeichen richtig und signalisierte dem russischen Oberstleutnant, den Luftraum in direkter Nähe zur Sowjetgrenze verlassen zu wollen.

Doch kaum war die Su-27 von Zymbal außer Sichtweite, änderte der Seefernaufklärer seinen Kurs wieder Richtung sowjetisches Staatsgebiet. Bis zur Küste der UdSSR blieben keine 50 Kilometer mehr, als der russische Kampfpilot die „Orion“ wieder einholte.

Und diesmal ging er in direkten Kontakt mit den Norwegern: Ohne Vorwarnung näherte er sich der Aufklärungsmaschine und erhöhte den Schub. Das Leitwerk der Su-27 berührte ein Triebwerk der „Orion“ am rechten Flügel und zerfetzte den Propeller. Die Splitter der Propellerblätter rissen ein Loch in die Triebwerksgondel, die Propellermaschine sackte aus 4.500 auf 3.000 Meter ab. Der norwegische Pilot konnte sein Flugzeug stabilisieren, zwei Kampfjets der norwegischen Luftwaffe tauchten auf, in deren Begleitung die „Orion“ zur Heimbasis zurückkehrte.

Wie gut er seine Su-27 beherrscht, hatte Zymbal damit gezeigt. Auch Wagemut hatte er damit bewiesen. Lorbeeren bekam der russische Oberstleutnant dafür aber nicht: Nach einem Disziplinarverfahren wurde er vom fliegerischen Dienst suspendiert und auf einen anderen Posten versetzt. Offensichtlich hatte der „Feindkontakt“ von Wassili Zymbal bei seinen Chefs das Fass zum Überlaufen gebracht.

Schon vorher nämlich hatte der Kampfflieger durch Frechheit geglänzt. Als er einmal ein norwegisches Aufklärungsschiff begleitete, ließ er aus extrem niedriger Höhe altes Maschinenöl direkt über dem Schiff ab: ein „Ölbad“ für die norwegischen Matrosen bei arktischem Frost. Ende der 90er Jahre aber hatte Wassili Zymbal sein Glück offensichtlich ausgereizt: Er starb bei einem Einsatz.

sputniknews


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