Vettel ist noch nicht abgeschrieben
In die Rente hatten einige den 32-Jährigen schon verabschiedet. In jedem dritten Rennen mache Vettel inzwischen einen groben Fehler, rechneten Statistiker aus. Oder das Auto war nicht konkurrenzfähig. Der Hesse nahm den Spott und die Zweifel hin, auch wenn es schwerfiel. "Wenn es mal nicht klappt, ist es auch in Ordnung, wenn man mich kritisiert. Es ist Teil des Spiels", sagte Vettel ziemlich weise. In Singapur wendete sich das Glück. Und Vettel war zur Stelle. Fast schon wie zu besten Zeiten. Vettel brauchte einen Sieg - für sich, aber nicht zuletzt für die Öffentlichkeit. Für diesen kämpfte er tadellos und konzentriert. Und prompt hatte er wieder das Glück des Tüchtigen, als er sprichwörtlich in der Box an allen vorbeizog. Bleibt nur die Frage, ob das eine Trendwende oder nur ein Ausreißer war.
Ehrgeizling Leclerc gefährdet den Frieden bei Ferrari
Wunderknabe Charles Leclerc musste sich zum Siegerfoto des Teams quälen. Die Freude über den ersten Doppelerfolg der Scuderia seit mehr als zwei Jahren hielt sich beim Monegassen in sehr engen Grenzen, auch wenn er pflichtschuldig das Gegenteil behauptete. "Ich brauche schon noch ein paar Erklärungen, warum diese Entscheidung getroffen wurde", nörgelte der 21-Jährige auch später noch, als er auf die Ferrari-Taktik angesprochen wurde, die Vettel unerwartet zum Sieg verhalf. Helfer und Lehrling - diese Rollen will Leclerc nicht mehr spielen. Die zwei Siege in Spa und Monza haben seine Ansprüche erhöht. Der 21-Jährige ist aber an mancher Stelle ein bisschen zu ehrgeizig. Sein Ärger über den Verlust von Platz eins im Rennen ist verständlich, doch massiv gegen die eigenen Strategen zu stänkern und aus der Emotion heraus den Teamerfolg aufs Spiel setzen zu wollen, zeugt davon, dass Leclerc zu einem ganz großen Rennfahrer noch etwas Entscheidendes fehlt: Reife. Die Art und Weise, wie Leclerc schmollte, muss Teamchef Mattia Binotto Sorgen machen.
Mercedes sucht nach der Form
Seit der Sommerpause sind die Silberpfeile sieglos. In Singapur verpasste der Branchenführer sogar das Podium. Die Fehler des Teams an der Marina Bay waren erstaunlich. "Wir zeigen nicht mit dem Finger auf andere, das war schon immer unsere Philosophie, und das wird sich auch nicht wegen eines Rennens ändern", mahnte WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton. Doch die neue Ferrari-Stärke hat den Serien-Weltmeister überrascht. "Deshalb werden wir alles analysieren und sehen, wo wir uns in Russland verbessern können", sagte Teamchef Toto Wolff vor der Weiterreise zum Grand Prix in Sotschi am kommenden Sonntag.
Hamilton kann sich Sieglos-Rennen leisten
Es geht ein bisschen unter, aber Lewis Hamilton ist auf dem besten Weg zu seiner sechsten Weltmeisterschaft. Mercedes und damit auch der Brite sind zwar seit drei Rennen sieglos, doch angesichts seiner überzeugenden und nahezu fehlerfreien Leistungen bis zur Sommerpause spielt das kaum eine Rolle für den Titelkampf. Der 34-Jährige ist zumindest in diesem Jahr kaum mehr zu gefährden - erst recht nicht durch seinen Teamkollegen Valtteri Bottas, der immerhin WM-Zweiter ist: Der Finne wurde in Singapur von den Mercedes-Strategen gebeten, langsamer zu fahren, damit sein Teamkollege und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton vor ihm aus der Box auf die Strecke zurückkehren konnte. Im Klartext: Wenn es hart auf hart kommt, setzt Mercedes auf Hamilton.
Quelle: n-tv.de
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