Der ehemalige französische Staatschef starb laut der Nachrichtenagentur France-Presse am Donnerstagsmorgen im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner engsten Angehörigen. Aus Hureaux‘ Sicht werden die Franzosen „vielfältige Erinnerungen“ an Chirac haben.
„Er ist der letzte der Chefs von westlichen Staaten gewesen, der Amerika vor eine Herausforderung stellte, als er sich weigerte, an einem Krieg gegen den Irak teilzunehmen“, so Hureaux.
Dies sei eines der „letzten Zeugnisse“ dafür gewesen, dass Frankreich „unter außergewöhnlichen und ernsten Umständen eine unabhängige Politik haben konnte“.
„Katastrophale“ Stellung zu Serbien
Das letzte Mal, als Chirac seine Politik an Washingtons Position anglich, nämlich während der Jugoslawien-Kriege Ende der 1990er Jahre, soll diesen Erfolg aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht haben. Frankreich habe „sich mit den USA verbündet“ und Serbien, seinen „historischen Freund“, konfrontiert.
Hureaux zufolge war diese Entscheidung „katastrophal“. Chirac berief sich damals auf die Verpflichtungen Frankreichs vor seinen Nato-Partnern.
„Ich denke, wenn Frankreich eine Beteiligung abgelehnt hätte, hätte es diesen Krieg nicht gegeben“.
Chiracs Image und politische Ansichten
Chirac war laut Hureaux „zweifellos der Chef der Rechten“, von 1981 bis zum Ende seiner politischen Karriere im Jahre 2007. Allerdings habe seine militärisch wirkende Frisur einen „Radikalsozialisten verhüllt, der zu allen Kompromisse bereit“ sei und der „nahe den Gewerkschaften, nahe sogar bestimmten linken Kräften“ habe bleiben wollen.
Darüber hinaus habe er Zentristen „schonend“ behandelt und eine Stellung zugunsten der Einführung des Euro und der Verabschiedung einer Verfassung für Europa eingenommen. Mehr als 54 Prozent der Teilnehmer lehnten aber die letzte Initiative beim Referendum 2005 in Frankreich ab.
Aus der Sicht von Hureaux hatte Chirac unter Frankreichs Bürgern ein „sehr französisches“ Image. Unter jenen, die am meisten um den Ex-Präsidenten trauern, seien Landwirte. Grund dafür seien der Takt und die Gutmütigkeit, die Chirac beim Umgang mit Bauern gezeigt habe. Am wichtigsten seien aber die „beträchtlichen Vorteile“, die der Politiker am Anfang seiner Karriere von Brüssel für die Viehzüchter des Zentralmassivs erhalten habe.
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