Deutsche Vermögensberatung erzürnt Fintechs

  02 Februar 2016    Gelesen: 1030
Deutsche Vermögensberatung erzürnt Fintechs
In der Versicherungsbranche fliegen die Fetzen zwischen „old“ und „new economy“. Ein großer Versicherungsvertrieb greift Anbieter von Smartphone-Apps scharf an. Die Attackierten können es kaum fassen – und giften zurück.
In vielen Chefetagen der deutschen Versicherungswirtschaft wird gegrübelt, wie man in Zeiten von Apple, Amazon und Co. überleben kann und blickt dabei zugleich neugierig und ängstlich auf die so genannten Fintechs: Unternehmen, die sich derzeit mit dem Einsatz von Technologie im Finanz- und Versicherungsgeschäft breit machen. Jetzt hat ein Vertreter der alten Generation ungewohnt offen Kritik an der neuen Konkurrenz geäußert – und damit einen heftigen Schlagabtausch ausgelöst.

„Knip, Clark, GetSafe, simplr, asuro, treefin, TED oder FinanceFox – fast jede Woche erscheint derzeit eine neue Versicherungs- oder Finanz-App, die für ihre Nutzer alle vorhandenen Verträge bündeln will“, schreibt Helge Lach, Vorstandsmitglied bei der Finanzberatung Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) in einem Blogeintrag. Und legt dann los: „Die kleinen Helfer sehen smart aus, arbeiten aber oft mit einer Maklervollmacht“, kritisiert Lach. „Ob die User wissen was sie tun, wenn sie sich registrieren“. Die Tragweite einer Maklervollmacht sei wohl kaum einem Verbraucher bewusst: Dass der so bevollmächtigte Anbieter sogar das Recht habe, im Namen des Kunden Verträge zu kündigen und neu abzuschließen.

„Ahnt der Kunde im Einzelfall, dass ihm zum Beispiel bei der Umdeckung einer Kranken- oder Lebensversicherung ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstehen kann? Wurde er darauf vom App-Betreiber aufmerksam gemacht?“. Wer sich auf die neuen Wettbewerber einlasse, „setzt sich dem Risiko aus, durch die Maklervollmacht bei der Versicherung elementarer Lebensrisiken im digitalen Blindflug unterwegs zu sein“, schreibt Lach. „Und genau deshalb stellt der Gesetzgeber hohe Anforderungen an jeden Versicherungsvermittler und besonders hohe an Versicherungsmakler. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Fintechs diese vollumfänglich erfüllen“.

Es ist eine heftige Attacke des Finanzvertriebs, der etwa Produkte der Aachen-Münchener im Angebot hat und wegen seiner hierarchischen Verkaufsstrukturen selbst häufig kritisiert wird. Nun holen die Fintechs zum Gegenschlag aus. Die „Aussagen stellen reine Vermutungen dar“, entgegnet Clark, von denen ein Screenshot in den Blogeintrag abgebildet wurde. Durch „optische Manipulation wird versucht zu suggerieren, Clark würde ohne Einverständnis der Kunden eigenständig Verträge abschließen oder kündigen“, das stimme nicht.

„Die DVAG hat in den letzten Jahren keine nennenswerten digitalen Innovationen hervorgebracht – obwohl ihre Kunden in vielen anderen Lebensbereichen längst digitale Services nutzen. Nun versucht sich die DVAG dagegen zu wehren, dass Innovationen von neuen Marktteilnehmern kommen“, heißt es in einem Statement. „Zukünftig werden die Unternehmen erfolgreich sein, die alle Anstrengungen auf die Steigerung der Kundenzufriedenheit ausrichten. Wer das nicht macht, hat keine andere Möglichkeit, als vor Digitalisierung und Innovation zu warnen“.



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