Chinas Wirtschaft steckt in der Krise

  03 Februar 2016    Gelesen: 773
Chinas Wirtschaft steckt in der Krise
Chinas Wirtschaft steckt in der Krise, Spekulanten wittern ihre Chance: Große Hedgefonds beginnen offenbar damit, im großen Stil gegen den Yuan zu wetten. Doch die Volksrepublik wehrt sich.
Kyle Bass muss sich ziemlich sicher sein: Sein Hedgefonds Hayman Capital Management habe den größten Teil seiner Investments aufgelöst, schreibt das "Wall Street Journal".

Aktienpakete, Rohstoffe, Rentenpapiere - alles habe der US-Fondsmanager verkauft, um eine gigantische Wette einzugehen. Rund 85 Prozent des gesamten Hedgefonds-Kapitals sind der Zeitung zufolge jetzt in Geschäfte investiert, die auf eine Abwertung der chinesischen Währung Yuan und des Hongkong-Dollars setzen - so genannte Short-Positionen.

Bass hat sich vor Jahren mit Wetten gegen den US-Immobilienmarkt einen Namen gemacht - und verdiente damals geschätzte 500 Millionen Dollar. Jetzt glaubt der Hedgefondsmanager aus Texas, dass der Yuan bis in den kommenden drei Jahren um bis zu 40 Prozent fallen wird: "Wenn wir über das Ausmaß sprechen wollen", zitiert die Zeitung Bass, "dann ist dies viel größer als die US-Subprime-Krise."

Offenbar sehen das eine ganze Reihe kapitalstarker Hedgefonds genauso. Dem Bericht zufolge besitzt auch Greenlight Capital, die 2008 erfolgreich auf den Absturz der US-Bank Lehman Brothers gewettet hatte, Short-Optionen, die sich bei einer Schwäche der chinesischen Währung auszahlen. Auch die milliardenschweren Fondsmanager Stanley Druckenmiller und David Tepper haben sich offenbar mit ihrem Privatkapital gegen den Yuan positioniert.

Finanzinvestor George Soros attackiert China - Die Wetten sind so nachvollziehbar wie riskant. Der Yuan steht tatsächlich unter Druck: Die chinesische Wirtschaft wächst so langsam wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr, die Kurse an den Börsen der Volkswirtschaft fahren Achterbahn und das Kapital fließt immer schneller ins Ausland ab. Hayman Capital begann seine Short-Positionen im vergangenen Jahr aufzubauen, nachdem der Hedgefonds das chinesische Bankensystem analysiert und die schnell steigende Verschuldung als Gefahr erkannte. Die chinesische Zentralbank werde die Banken des Landes bald mit vielen Milliarden rekapitalisieren müssen, so die Einschätzung.

Neben den besorgniserregenden Daten dürften aber auch die Aussagen des legendären Investors George Soros für die Anti-Yuan-Stimmung gesorgt haben. Im September 1992 hatte der heute 85-Jährige gegen das britische Pfund gewettet - und mit seinem riskanten Spiel trotz heftiger Gegenwehr der englischen Notenbank ungefähr eine Milliarde Dollar verdient. Jetzt attackiert er China.

Wie schlecht Soros derzeit über die chinesische Wirtschaft spricht, ließ sich kürzlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos beobachten. Dort empfing Soros zum Abendessen, um die Lage der Welt in düsteren Farben zu malen. Bei der Weltfinanzkrise 2008 seien die Subprime-Immobilienkredite der Ausgangspunkt gewesen, sagte Soros. "Diesmal ist China die Ursache." Die Unternehmen des Landes seien überschuldet, die Wirtschaft stecke in einer Deflation - also einer Spirale fallender Löhne und Preise - und China exportiere diese Probleme in die ganze Welt. "Das hier ist ernst", orakelte Soros. "Eine harte Landung ist unausweichlich."

Kommt die selbsterfüllende Prophezeiung?-Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zu Soros` Wette gegen das Pfund vor einem Vierteljahrhundert: Der Gegner ist stark und entschlossen. In der vergangenen Woche warnte das kommunistische Parteiblatt "Renmin Ribao" den Investor vor einem Krieg gegen den Yuan. Die Überschrift: "Kriegserklärung gegen die chinesische Währung? Ha, ha!"

Die chinesische Zentralbank verfügt über Devisenreserven von rund 3300 Milliarden Dollar - und sie dürfte sie einsetzen. Stößt sie Teile davon ab, schwächt das den Dollar und stärkt die heimische Währung. Allerdings hat sie dies bereits getan: In den vergangenen anderthalb Jahren sind die Reserven bereits um rund 700 Milliarden Dollar geschrumpft - und die Hedgefonds haben noch mehr Wetten gegen den Yuan abgeschlossen.

Vielleicht ist es eine Art Soros-Effekt, der die chinesische Regierung unter Druck setzt. Folgen nur genügend Finanzinvestoren dem legendären Investor, könnte das den Yuan zusätzlich unter Druck setzen - eine selbsterfüllende Prophezeiung.

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