Von den vermissten unbegleiteten Flüchtlingskindern waren 431 jünger als 13 Jahre, 4287 zwischen 14 und 17 Jahren alt sowie 31 älter als 18 Jahre. Ein halbes Jahr zuvor lagen die Zahl noch deutlich niedriger: Am 1. Juli 2015 waren 1637 unbegleitete Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter als vermisst gemeldet.
Die Bundesregierung mahnte zum vorsichtigen Umgang mit den Zahlen. Diese seien "insofern missverständlich", als sie immer nur eine "tagesaktuelle Aufaddierung" darstellten, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Zugleich könne aber nicht berücksichtigt werden, wenn sich solche Vermisstenanzeigen im Nachhinein erledigten, weil die Betroffenen an anderer Stelle wieder aufgetaucht seien.
Auch das BKA wies auf Einschränkungen hin. Es handele sich jeweils um Zahlen für einen Stichtag, sagte eine Behördensprecherin. Pro Tag könnten diese um 200 bis 300 Fälle schwanken. Bei unbegleiteten Flüchtlingskindern könne es zudem zu Mehrfacherfassungen kommen. Es könne auch sein, dass keine korrekten Angaben vorlägen. Dem BKA liegen nach eigenen Angaben auch keine konkreten Erkenntnisse darüber vor, dass Kinder in die Hände von Kriminellen geraten sind. Dies kann demnach aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Auch das Bundesfamilienministerium wies auf die fehlenden Erkenntnisse dazu hin. Die Zahlen ließen keine Rückschlüsse darauf zu, "dass die Kinder und Jugendlichen in die Hände von Schleusern und anderen Kriminellen geraten sind", sagte eine Ministeriumssprecherin.
Die europäische Polizeibehörde Europol hatte am Wochenende mitgeteilt, dass in den vergangenen 18 bis 24 Monaten in Europa mehr als 10.000 unbegleitete Flüchtlingskinder verschwunden seien. Die Behörde befürchtet, ein Teil von ihnen könnte Opfer von Menschenhändlern geworden sein.
Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, warnte vor den Gefahren für Flüchtlingskinder. "Die Kinder sind sehr gefährdet auf dem Fluchtweg", sagte Hilgers im SWR. Es gebe kriminelle Banden, die Kapital schlügen "aus dem Elend, der Not, der Verzweiflung und dem Schmerz der Kinder". Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, nannte die Europol-Zahlen ein "besorgniserregendes Warnsignal".
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