Die deutsche Exportindustrie dürfte 2020 erstmals seit der Weltwirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren wieder schrumpfen. Seit der weltweiten Finanzkrise habe es bei einer Umfrage unter Unternehmen nicht mehr so pessimistische Antworten gegeben, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit. Die Geschäftserwartungen der Firmen hätten einen deutlichen Einbruch erlitten. Die Unternehmen investierten weniger.
Vor allem die exportorientierte deutsche Industrie werde von der Schwäche der Weltwirtschaft belastet. Der DIHK schraubte seine Wachstumsprognose für das laufende sowie das kommende Jahr deutlich herunter. In diesem Jahr dürfte es nur zu einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent reichen - deutlich weniger als zunächst angenommen. "In normalen Zeiten haben wir eigentlich ein durchschnittliches Exportwachstum von 5,5 Prozent", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Im vergangenen Herbst hatte der DIHK noch ein Wachstum von 1,7 Prozent erwartet. Im kommenden Jahr könnte es für ein Plus von 0,5 Prozent reichen. Abgesehen von der Finanzkrise 2008/09 seien die Exporterwartungen so schlecht wie zuletzt 1993.
Laut Konjunkturumfrage unter 28.000 Unternehmen hat sich die Geschäftslage der Firmen das dritte Mal in Folge deutlich eingetrübt. Die Geschäftserwartungen gingen weiter zurück. Daher senkte der DIHK seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf nur noch 0,4 Prozent nach dem zuletzt Ende Mai erwarteten Wachstum von 0,6 Prozent. Für 2020 erwartet der DIHK ein Wachstum von 0,5 Prozent, wobei dieses auf die zusätzliche Anzahl an Arbeitstagen zurückzuführen sei.
Bundesregierung soll handeln
Begünstigt wird die Statistik 2020 auch durch Kalendereffekte, weil es vier Arbeitstage mehr gibt. Da der Konsum die Stütze der Konjunktur bleibt, blicken vor allem der Einzelhandel und die Tourismusbranche positiv in die Zukunft. Deutlich schlechter sei die Lage in der Industrie, was zunehmend bei Dienstleistern und Großhändlern Spuren hinterlasse, sagte Schweitzer.
DIHK-Präsident Eric Schweitzer forderte die Bundesregierung angesichts der "besorgniserregenden" konjunkturellen Entwicklung auf, nun zu handeln. Der DIHK forderte, Unternehmen steuerlich zu entlasten, mit mehr Abschreibungsmöglichkeiten und einem international wettbewerbsfähigen Steuersatz von 25 Prozent. Außerdem müsse der Solidaritätszuschlag auch für alle Unternehmer abgeschafft werden. "Spielräume in den öffentlichen Haushalten sind vorhanden."
Mit Blick auf das Klimapaket der Regierung warb Schweitzer für Entlastungen an anderer Stelle – insbesondere beim Strompreis. "Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen beziehungsweise energieintensiv sind, sollten zusätzlich entlastet werden. Das brächte Spielraum für Investitionen."
Quelle: n-tv.de
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