Hongkong ist im Zuge der seit Monaten anhaltenden Proteste und der schwächelnden Konjunktur in China zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt in eine Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte von Juli bis September um 3,2 Prozent zum vorherigen Vierteljahr und damit das zweite Quartal in Folge, wie aus Regierungsangaben hervorgeht.
Das ist das schlechteste Ergebnis für das asiatische Finanzzentrum seit der weltweiten Krise 2008/09. Die Hongkonger Regierung rechnet damit, dass die Konjunktur bis mindestens Jahresende unter Druck bleiben dürfte und möglicherweise auch im Gesamtjahr schrumpft. Sie macht dafür die seit fünf Monaten anhaltenden Massenproteste der Demokratiebewegung mitverantwortlich.
Diese hatte als Widerstand gegen einen inzwischen zurückgezogenen Gesetzentwurf für Auslieferungen Beschuldigter an die Volksrepublik China begonnen. Sie richten sich inzwischen aber auch gegen die Regierung, denn die Demonstranten fürchten einen wachsenden Einfluss der Führung in Peking. Viele Touristen meiden seither die Stadt, Einzelhändler und Hotels beklagen enorme Umsatzeinbußen.
Aber auch die Konjunkturschwäche Chinas macht Hongkong zu schaffen. Dort wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal so langsam wie seit gut drei Jahrzehnten nicht mehr - nicht zuletzt wegen des Handelsstreits mit den USA, bei dem sich die beiden weltgrößten Wirtschaftsmächte gegenseitig mit Strafzöllen überziehen. Die Regierung von Hongkong will die Flaute mit Geldspritzen dämpfen. Finanzminister Paul Chan kündigte in dieser Woche an, zwei Milliarden Hongkong-Dollar (etwa 229 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen.
Das Geld soll vor allem in die Bereiche Tourismus, Einzelhandel und Transport fließen. "Da sich die wirtschaftliche Situation ziemlich schnell verschlechtert, haben wir dieses Paket geschnürt, um bestimmte Branchen zu stützen, die stark betroffen sind", sagte Chan. Bereits im August hatte die Regierung 19,1 Milliarden Hongkong-Dollar bereitgestellt, die vor allem ärmeren Bürgern und der Wirtschaft zugutekommen sollen.
Quelle: n-tv.de
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