Ein 16-stöckiges Wohngebäude kippte komplett auf die Seite. "Möglicherweise Hunderte Menschen sind im Inneren eingeschlossen", schrieb die staatliche Nachrichtenagentur CNA am Samstagmorgen unter Hinweis auf Augenzeugen und Behörden. Feuerwehrleuten und Soldaten gelang es, 221 Verschüttete aus zwei beschädigten Wohngebäuden zu retten. Laut CNA sollen in den 92 Wohnungen der eingestürzten Hochhäuser 256 Menschen gelebt haben.
CNA berichtete, dass Passanten auch durch herabfallende Trümmer verletzt worden seien. Eine Serie von Nachbeben erschreckte die Anwohner weiter. Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik teilte mit, es bestehe keine Gefahr einer Riesenwelle.
Auf TV-Bildern des Senders EBC war zu sehen, wie Feuerwehrleute an den Unglücksort eilten. Mithilfe von Leitern, Kränen und anderer Ausrüstung zogen sie Überlebende aus den Trümmern. Dabei seien die Einsatzkräfte inmitten von verbogenen Beton- und Metallteilen auf Bewohner gestoßen, die offenbar benommen wirkten, jedoch unversehrt seien, hieß es.
Taiwaner im Schlaf überrascht
Die Erdstöße erreichten nach Angaben der US-Erdbebenwarte eine Stärke von 6,4. Das Epizentrum lag in Meinong in der dicht besiedelten Gegend um die Hafenstadt Kaohsiung in einer Tiefe von zehn Kilometern. Sie überraschten die Taiwaner in den frühen Morgenstunden kurz vor 4 Uhr Ortszeit im Schlaf. Feuerwehr und Rettungskräfte waren in der Dunkelheit mit Scheinwerfern und Taschenlampen im Einsatz, um Verschüttete zu bergen. Die Stadtverwaltung hat ein Krisenzentrum errichtet.
Die Erschütterung war auch in der auf der anderen Inselseite gelegenen Hauptstadt Taipeh zu spüren. Aus der Metropole wurden zunächst keine Schäden gemeldet.
Das Erdbeben überraschte auch Superstar Madonna und ihre Musiker, die in Taiwan auf Tour sind. Ihr Manager Guy Oseary schrieb aus Taipeh auf Instagram: "Wir sind alle OK... Hoffe, dass es vorbei ist." Am Samstagabend ist ein zweites Konzert in Taiwans Hauptstadt geplant.
Taiwan wird immer wieder von Erdbeben erschüttert, weil die Insel in der Nähe einer Bruchstelle zweier tektonischer Platten liegt. Bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 waren im September 1999 rund 2400 Menschen ums Leben gekommen. Im Juni 2013 starben vier Menschen bei einem Beben der Stärke 6,3.
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