Wie teuer verkauft IS Geiseln?

  03 Oktober 2015    Gelesen: 596
Wie teuer verkauft IS Geiseln?
Ein Mensch zum Verkauf oder zur Hinrichtung… Eine junge Frau, die man mit Steinen bewerfen oder als Sexsklavin missbrauchen kann… Die Iraker müssen sehr schwierige Verhandlungen mit Vertretern des so genannten "Islamischen Staates" führen, um ihre Söhne und Töchter zu retten, die von den Kämpfern entführt wurden.

Die Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlicht exklusive Informationen über „Preiszettel“ für die Befreiung von Menschen, die vom "Islamischen Staat" im Irak und in Syrien gekidnappt wurden. Zudem schildert Sputnik die Risiken, denen die Unterhändler bei der Befreiung der Geiseln ausgesetzt sind. Weil sie Lösegeld mit sich haben, riskieren sie, getötet oder ausgeraubt zu werden, ohne die Geisel befreit zu haben.

Die „Wertvollsten“ werden unterirdisch gehalten

Die „wertvollsten“ irakischen Häftlinge werden in einem Gefängnis gehalten, das einer unterirdischen Stadt ähnelt. Es befindet sich in der Provinz Anbar im Westen des Iraks. Für diese Geiseln werden bis zu 120 000 US-Dollar verlangt. Wie ein gewisser Abu Karim, Einwohner von Anbar, zu Sputnik sagte, werden Männer, Teenager und Greise „gegen beträchtliche Lösegelder“ wieder freigelassen. „Das höchste Lösegeld betrug 120 000 Dollar – andernfalls drohten die Kämpfer, die Geisel hinzurichten.“ In der Regel geht es um Summen zwischen 20 000 und 30 000 Dollar.

Verhandelt wird nur mit Frauen

Die wichtigste Bedingung, die die IS-Kämpfer den Verwandten ihrer Geiseln stellen, besteht darin, dass das Lösegeld nur von Frauen gebracht werden darf. Nur Mütter oder Gattinnen dürfen ihre Söhne bzw. Ehemänner freikaufen. Zuvor muss eine entsprechende Vereinbarung mit einem IS-Feldkommandeur getroffen werden.
Wie Rahim al-Anbari, ein weiterer Einwohner von Anbar, erzählte, könnte die Geisel getötet werden, falls diese Bedingung nicht eingehalten wird. Nach seinen Worten geschieht das fast jeden Tag.
Tausende Iraker wurden auf Verfügung der Scharia-Gerichte in Anbar von IS-Kämpfern gefasst und in Gefängnisse geworfen. Ihre Anklagen waren typisch für das Mittelalter, aber keineswegs für das 21. Jahrhundert. Manche Häftlinge bleiben sechs Monate oder sogar ein Jahr hinter Gittern.

Rettung der Jesidinnen

mmer schwerer wird es, irakische Jesidinnen (Vertreterinnen einer Konfession im Norden des Iraks) aus der Gefangenschaft oder Sexsklaverei des "Islamischen Staates" zu retten. Sie leben in besonders gefährlichen Gebieten im irakisch-syrischen Grenzraum. Ihre Befreiung wagen nur besonders mutige Retter.
Einer von ihnen ist ein gewisser „Abu Schudschaa“. Er schilderte Sputnik, wie er Jesidinnen und ihre Kinder freikaufte, die im nordsyrischen Raqqa und im irakischen Mosul gehalten worden waren: „Wenn es um die Befreiung von Jesiden bzw. Jesidinnen geht, die in einer entlegenen und gefährlichen Gegend festgehalten werden, dann erfolgt das schrittweise. Das Lösegeld beträgt zwischen 4000 und 7000 Dollar.“ Zudem könne man Kontakt zum “Besitzer” der jeweiligen Frau und ihrer Kinder aufnehmen, bevor sie befreit werden. Dann könne das Lösegeld auch 30 000 Dollar erreichen.

Der Preis für die Rettung

Um nicht getötet oder festgenommen zu werden, müssen die Einwohner der Provinz Anbar IS-Kämpfern zahlen, um das von den Islamisten eroberte Territorium verlassen zu dürfen. Sie ziehen in sicherere Gegenden und leben dort üblicherweise in Zeltlagern.
Um sich zu retten, mussten irakische Sunniten IS-Kämpfern zwischen 200 und 2000 Dollar zahlen. Dann dürften sie weg, bestätigte der Flüchtling Munir Said. Derzeit kämen die Menschen aus den Städten Ramadi oder Falludscha nicht weg, es sei denn aus gesundheitlichen Gründen. Dabei trägt der jeweilige IS-Kommandeur die Verantwortung, falls sie später nicht entsprechend den im Voraus abgesprochenen Bedingungen in die Stadt zurückkehren. In einem solchen Fall könnten IS-Kämpfer ihre Verwandten töten und ihre Häuser niederbrennen.
Dieselben Regeln gelten auch in Musul und Hawidscha, in den Provinzen Ninewa und Kirkuk im Norden des Iraks, die bereits seit mehr als einem Jahr vom "Islamischen Staat" kontrolliert werden.




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