Im Falle von Abiy würdigt die Jury mit der Auszeichnung auch sein Engagement für die politische Öffnung im eigenen Land, sowie für Demokratie und Frauenrechte in Äthiopien. Der Preis ist mit 832.000 Euro dotiert.
„Stabilität nach wie vor bedroht“
In seiner Rede zur Preisverleihung sagte Abiy, Frieden und Stabilität am Horn von Afrika seien nach wie vor bedroht. Dafür verantwortlich seien extremistische Milizen, aber auch die weltweit führenden Militärmächte, die ihre Präsenz in der Region ausbauten.
Der 43-Jährige rief in nur anderthalb Jahren als Äthiopiens Regierungschef einen Friedensprozess mit Eritrea ins Leben. Im vergangenen Juli unterzeichneten Abiy und der eritreische Staatschef Afewerki einen Friedensvetrag. Zuvor hatten sich die beiden Staaten wegen Grenzstreitigkeiten jahrelang im Kriegszustand befunden. Zwischen 1998 und 2002 waren bei dem Konflikt mehr als 100.000 Soldaten getötet worden. Für den Friedensschluss wurde Abiy national und international gefeiert.
Reformkurs in Äthiopien
Im eigenen Land beendete Abiy nach seinem Amtsantritt den Ausnahmezustand, der wegen Protesten gegen die Regierung verhängt worden war. Er ließ Zehntausende politische Gefangene frei, beendete die Medienzensur und hob das Verbot oppositioneller Gruppen auf. In seinem Kabinett wird die Hälfte der Ressorts von Frauen geleitet.
Auch für sein Bemühen, andere Konflikte in der Region zu schlichten, wird Abiy geehrt. So verhalf er etwa dem Sudan nach dem Sturz von Präsident al-Baschir zu einem politischen Wandel.
Hoffnungsträger für viele Menschen am Horn von Afrika
Vor seiner politischen Karriere diente der promovierte Betriebswirt und Informatiker bei den äthiopischen Streitkräften. Zeitweise war er als er als UNO-Soldat in Ruanda stationiert. In seiner Dissertation befasste sich Abiy mit Lösungen für interreligiöse Konflikte. Später baute er einen Cyber-Nachrichtendienst mit auf und wurde 2010 dessen Geschäftsführer.
Abiy gilt als Hoffnungsträger für die Region am Horn von Afrika. In Äthiopien sieht sich seine Regierung aber mit wiederaufflammenden Konflikten zwischen den zahlreichen ethnischen Gruppen konfrontiert. Zugleich sind etliche seiner Reformen noch in der Anfangsphase.
Deutschlandfunk
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