„Unser Parlament kann auch den Genozid an den Indianern anerkennen. Wie kann man darüber schweigen, wenn man über Amerika spricht? Das ist eine dunkle Seite der US-Geschichte“, sagte Erdogan am Sonntag in einem Interview für den TV-Sender A Haber.
Zugleich rief Erdogan seinen US-amerikanischen Amtskollegen Donald Trump dazu auf, „die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht aufzuopfern“ und die Ereignisse des Jahres 1915 nicht im Interesse der eigenen Innenpolitik zu instrumentalisieren. Entscheidungen hierzu sollten von Historikern und nicht von Politikern getroffen werden, betonte der türkische Staatschef weiter.
Resolution des US-Senats
Der US-Senat hatte am 12. Dezember eine Resolution über die Anerkennung des Massenmordes an Armeniern durch das Osmanische Reich während des Ersten Weltkrieges als Genozid einstimmig verabschiedet. Zuvor hatte das US-Repräsentantenhaus die Resolution gebilligt.
In dem Dokument heißt es, die USA würden den Völkermord an den Armeniern anerkennen und die Tötung von geschätzten 1,5 Millionen Armeniern verurteilen. Die Verabschiedung der Resolution durch das Repräsentantenhaus Ende Oktober hatte zu neuen Spannungen zwischen den USA und der Türkei geführt.
Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert das Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt zurück.
Die Resolution des Senats ist rechtlich nicht bindend, hat aber große Symbolkraft und Gewicht für die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei. Im Jahr 2016 hatte der Deutsche Bundestag die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich ebenfalls als Völkermord eingestuft – das belastete die deutsch-türkischen Beziehungen schwer.
ta/gs
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