Warum Trump seine Auseinandersetzung mit dem Iran nicht eskalierte - Sozialforscher

  11 Januar 2020    Gelesen: 1527
 Warum Trump seine Auseinandersetzung mit dem Iran nicht eskalierte -  Sozialforscher

Warum US-Präsident Donald Trump nach dem iranischen Raketenangriff auf US-Militärstützpunkte plötzlich relativ versöhnliche Töne gegenüber Teheran anschlägt, darüber spricht Daniel Witzeling, Leiter des Humaninstituts in Wien im folgenden Sputnik-Interview.

Von seiner wirtschaftlichen Karriere ist Trump es laut Witzeling gewohnt, sein Gegenüber auszutesten, wie weit er gehen kann. Er provoziere oft, blase sich auf, und beim Iran-Konflikt habe er relativ schnell gemerkt, dass seine Schritte schon weit gegangen seien.

Trump habe in gewisser Form, was man ihm weniger oft zutraue, so der Sozialforscher, soziale Intelligenz bewiesen, indem er Schritte zurückgerudert sei, um diese wirklich heikle Situation nicht noch mehr eskalieren zu lassen. „Denn der Iran wurde eigentlich in seiner Volksseele verletzt. Die militärische Auseinandersetzung wurde dennoch nicht fortgesetzt, weil die ganze Welt auf diesen Konflikt, von Europa über Russland, China und Mittlerer Osten, raufgeblickt hat.“

Trump habe bemerkt, so Witzeling weiter, dass das jetzt eine Stufe über einem Spiel und einer anomalen Drohung sei.

„Auch Iraner, die eine sehr alte Weltkultur haben, haben versucht, etwas zu deeskalieren, obwohl in der Bevölkerung die Emotionen sehr hoch gegangen sind, weil man nie vergessen darf, die Volksseele zu kränken und Menschen abzuwerten - das darf nie sein. Das hat Trump auch verstanden.“

So haben beide Seiten laut dem Sozialpsychologen versucht, ein bisschen Dampf rauszunehmen. „Wie sich das jetzt weiterentwickeln wird, ist dann eine Frage, wie die ganze Welt, die großen Player Russland und auch Europa zeigen werden, wie man als Mediator fungieren kann. Wie man schaut, sind da jetzt die Emotionen rauszunehmen, was nicht ganz leicht in dieser Situation ist.

Österreich versucht eine Vermittlerrolle im USA-Iran-Konflikt zu übernehmen
Eine gute Idee nennt der Forscher den Vorschlag  des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz, zur Entschärfung der Iran-Krise ein Gipfeltreffen in Wien durchzuführen. „Als neutrales Land und nicht Nato-Mitglied, wäre gerade Wien eine Plattform, die zwischen Ost und West vermitteln kann, darunter auch zwischen den USA und dem Iran, weil sich die Österreicher strategisch und mit diplomatischem Geschick immer sehr schlau rausholten. Das kennt man noch aus der Monarchie, wo man sich nicht zu stark für eine Seite rausgelehnt hat. Das ist von Sebastian Kurz sicher eine Idee mit dem eigenen Interesse, Österreich in der Weltpolitik und sich selbst besser dastehen zu lassen.“

Daniel Witzeling konnte die These nicht bestätigen, dass die Eskalationsgefahr im USA-Iran-Konflikt für den Nato-Verbündeten der USA Deutschland höher ist, als für Österreich. Sein Land sei wirtschaftlich stark von Deutschland abhängig.

„Wir alle sitzen jetzt global gesehen in einem Boot. Es ist nicht mehr so isoliert, dass man sagt, das ist ein Konflikt zwischen USA, Nato und dem Iran. Die Gefahr besteht, dass aus diesem bilateralen Konflikt Psychodynamik in Gang gesetzt wird, die sich über den ganzen Nahen Osten ausbreitet.“

Bei kriegerischen Handlungen wisse man nie, so der Sozialforscher, „welche Player da noch mitspielen anfangen. Und das kann so Dynamik bekommen, dass da viele mit reingezogen werden. Da sollte man nicht mit dem Feuer mehr spielen. Da ist auch die Trennung in Gut und Böse, USA und Iran, überhaupt keine intelligente Idee. Da muss man schauen, das vom Militärischen auf die Kommunikations- oder die politische Ebene zu bringen.“

sputniknews


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