Zunächst sah es so aus, als seien bei den iranischen Raketenangriffen auf vom US-Militär genutzten Stützpunkten im Irak nur Sachschäden entstanden. Nun revidieren die Streitkräfte ihre erste Einschätzung zu den Attacken Anfang Januar: Dabei seien mindestens elf US-Soldaten verletzt worden.
In der Luftwaffenbasis Al-Asad habe es bei einer Reihe von Soldaten Symptome einer Gehirnerschütterung gegeben, die von den Explosionen verursacht worden seien, teilte das Zentralkommando der US-Streitkräfte mit. Wie der US-Sender CNN und das Portal "Defense One" übereinstimmend berichteten, handelt es sich um elf Personen.
Bei den Raketenangriffen handelte es sich um eine Vergeltung für die Tötung des iranischen Top-General Qasem Soleimani durch die USA. Iran warnte die irakischen Streitkräfte kurz vor den Attacken. Unklar ist, ob die Iraker die Warnung an die USA weitergaben oder diese die Raketenangriffe selbst rechtzeitig erkannten.
Nach US-Angaben wurden die Betroffenen des Angriffs als Vorsichtsmaßnahme von der Basis Al-Asad ausgeflogen worden. Acht von ihnen seien in das US-Militärkrankenhaus in Landstuhl in Rheinland-Pfalz gebracht worden, drei in das Militärläger Arifdschan in Kuwait. Tote habe es bei den Angriffen nicht gegeben, hieß es in der Mitteilung. Die Untersuchung von Soldaten auf Schädel-Hirn-Traumata gehöre nach Explosionen zum Standardverfahren, sagte ein Sprecher der US-Armee zu CNN.
Der Kommandeur der Streitkräfte habe die Folgen der Angriffe zunächst anders eingeschätzt. „Die Symptome zeigten sich mehrere Tage danach und wurden vorsorglich behandelt.“ Demnach sollen die betroffenen Soldaten nach der Untersuchung in den Irak zurückkehren, sofern sie wieder einsatzbereit sind. Die USA führen dort die internationale Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" an.
US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag vergangener Woche gesagt, bei den Angriffen seien keine US-Bürger zu Schaden gekommen. Auf Twitter schrieb er wenige Stunden danach: "Alles ist gut!"
Auch sein Verteidigungsminister Mark Esper gab in einer ersten Einschätzung an, dass es keine Toten oder Verletzten auf Seiten der USA oder ihrer Verbündeten gegeben habe. Unklar ist, ob Iran mit den Raketenangriffen überhaupt US-Soldaten töten wollte oder ob es sich um einen bewusst zurückhaltenden Gegenschlag handelte. Trump verzichtete jedenfalls auf eine direkte militärische Reaktion.
US-Vizepräsident Mike Pence zeigte sich in der vergangenen Woche überzeugt davon, dass die Angriffe „Amerikaner töten sollten“, Generalstabschef Mark Milley sprach ebenfalls von einer Tötungsabsicht. CNN zufolge gibt es in der US-Regierung aber auch Stimmen, die vermuten, dass Iran bewusst nicht auf US-Soldaten zielte, um den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen.
spiegel
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