Vorwahl der US-Demokraten beginnt in Iowa

  03 Februar 2020    Gelesen: 340
  Vorwahl der US-Demokraten beginnt in Iowa

Washington (Reuters) - In den USA beginnen die Demokraten am Montag mit ihren Vorwahlen in den Bundesstaaten, bei denen sie ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin für die Präsidentenwahl am 3. November küren. Iowa macht den Anfang.

Zwar stellt der Bundesstaat im Mittleren Westen nur 41 Delegierte für die nationale Versammlung der Demokraten, wo der Präsidentschaftskandidat mindestens 1991 Delegierte hinter sich bringen muss. Zum Vergleich: Texas entsendet 228, Kalifornien 415 Delegierte. Auch bei der Bevölkerungsstruktur spiegelt Iowa nicht den Durchschnitt der USA wider. Die große Mehrheit ist weiß, weniger als zehn Prozent gehören einer Minderheit an, während im ganzen Land 27 Prozent nicht weiße Bürger leben. Und doch spielt Iowa eine große Rolle. Denn schon nach der Vorwahl dort schrumpft die Zahl der Bewerber auf drei oder vier. Zudem scheint man in Iowa ein gutes Händchen zu haben. Bei den vergangenen fünf Vorwahlen war der Gewinner in Iowa am Ende der Kandidat der Demokraten für die Präsidentenwahl.

Wenige Tage vor der ersten Vorwahl zog am Freitag John Delaney, ein früherer Abgeordneter des Repräsentantenhauses aus Maryland, seine Bewerbung zurück. Er hatte im Juli 2017 als erster Demokrat seine Kandidatur angekündigt, doch Umfragen wiesen praktisch keine Unterstützung der Wähler aus. Nach dem Rückzug des 56-Jährigen bewerben sich nun noch elf Männer und Frauen.

JOE BIDEN

Der heute 77-Jährige war Vize-Präsident unter Barack Obama, dem Vorgänger des erneut antretenden US-Präsidenten Donald Trump. Biden wirbt mit seinen mehr als 40 Jahren Erfahrung in Wahlämtern und führte monatelang klar das Bewerberfeld an. Dass Trump offenbar versucht hat, die Ukraine zu Ermittlungen gegen Biden und seinen Sohn zu bewegen, wendet der Demokrat zu seinen Gunsten und argumentiert nun, er sei die größte Gefahr für den Republikaner. Biden hofft auf Unterstützung der Afro-Amerikaner, der Wähler mit lateinamerikanischen Wurzeln und der weißen Arbeiterschicht.

ELIZABETH WARREN

Die 70-Jährige ist Senatorin des Bundesstaates Massachusetts und die größte Konkurrentin Bidens. Warren ist eine scharfe Kritikerin der Wall Street, sie hat sich den Kampf gegen die Korruption auf die Fahne geschrieben und fordert einen “großen strukturellen Wandel” im Land. Einige Demokraten werfen ihr vor, sie stehe nicht voll und ganz hinter dem Konzept einer Gesundheitsversorgung für alle. Andere halten ihre Politik, die eine Steuer für Superreiche vorsieht, für zu extrem. Dennoch wirbt Warren für sich, ihr werde es am ehesten gelingen, den gemäßigten und den linken Flügel der Demokraten zu einen.

BERNIE SANDERS

Der 78-jährige Senator von Vermont bewirbt sich zum zweiten Mal um den Posten des demokratischen Präsidentschaftskandidaten. Wie 2016 tritt er als selbst erklärter demokratischer Sozialist an. Vor vier Jahren war Sanders in den Vorwahlen knapp Hillary Clinton unterlegen. Auch in diesem Jahr gehört Sanders, der für ein allgemeines staatliches Gesundheitssystem eintritt, zu den erfolgreichsten Kandidaten.

PETE BUTTIGIEG

Der frühere Bürgermeister von South Bend im Bundesstaat Indiana hat sich dem Kandidatenfeld als ein weitgehend Unbekannter angeschlossen. Doch in Iowa und New Hampshire, wo ebenfalls früh die Vorwahl stattfindet, zeigt er Durchhaltevermögen. Buttigieg präsentiert sich als der Kandidat der jungen Bevölkerung. Doch ausgerechnet die jungen Wähler halten den 38-jährigen Marineveteran aus dem Mittleren Westen für zu wenig linksliberal. Sollte er bei den Demokraten das Rennen machen, wäre er der erste offen homosexuelle Präsidentschaftsbewerber in der US-Geschichte.

MICHAEL BLOOMBERG

Der frühere Bürgermeister von New York und Medienmogul hat erst Ende November seine Kandidatur bekanntgegeben. Der 77-Jährige geht einen ungewöhnlichen Weg, er lässt die ersten Vorwahlen aus und steigt erst in den größeren Staaten wie Kalifornien, Florida und Texas ein. Dort finden die Vorwahlen am 3. März statt - dem Super Tuesday. Die Zeitschrift “Forbes” führt Bloomberg als den achtreichsten US-Bürger, sein Vermögen wird auf 53,4 Milliarden Dollar geschätzt. Er hat bereits über 200 Millionen Dollar seines Vermögens in den Wahlkampf gesteckt - mehr als alle seine demokratischen Konkurrenten zusammen im vergangenen Jahr ausgegeben haben. Er tritt für den Kampf gegen den Klimawandel und schärfere Waffengesetze ein.

AMY KLOBUCHAR

Die Senatorin aus Minnesota konzentriert sich in ihrem Wahlkampf darauf, zunächst im Nachbarstaat Iowa zu gewinnen. Sie zeigt sich als pragmatische Alternative zu Sanders und Warren. Doch der 59-Jährigen läuft die Zeit davon. Wenn sie in Iowa schlecht abschneidet, dürfte ihre Kandidatur vorbei sein.

ANDREW YANG

Der Unternehmer aus New York tritt als Außenseiter an und stellt einen Plan für ein Grundeinkommen in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes. Der 45-jährige Sohn von Einwanderern aus Taiwan will erreichen, dass alle US-Bürger zwischen 18 und 64 Jahren ein garantiertes monatliches Einkommen von 1000 Dollar erhalten. Er genießt die Unterstützung einer kleinen, aber begeisterten Anhängerschar, die vor allem in den sozialen Medien aktiv ist.

TULSI GABBARD

Die Kongressabgeordnete aus Hawaii, die selbst am Irak-Krieg als Soldatin teilgenommen hat, hat mit ihrem Einsatz gegen den Krieg Unterstützer der Linken und der Rechten gewonnen. Die 38-Jährige stammt von Amerikanisch-Samoa und ist die erste Hindu, die Mitglied des US-Repräsentantenhauses wurde.

TOM STEYER

Der 62-jährige Milliardär tritt als Umweltschützer auf. In die Vorwahlen zieht er als Außenseiter. Weil er nicht auf Spenden von Anhängern angewiesen ist, sondern sein Privatvermögen einsetzt, könnte er länger im Rennen bleiben als andere Außenseiter.

MICHAEL BENNET

Der 55-Jährige ist Senator von Colorado und setzt sich für die Verbesserung des Bildungssystems in den USA ein. Früher hat er auch öffentliche Schulen in Denver geleitet.

DEVAL PATRICK

Patrick hat erst im November seine Kandidatur erklärt. Der 63-jährige frühere Gouverneur von Massachusetts will sich einsetzen für US-Bürger, die sich abgehängt fühlen. In seiner Partei, die er zerrissen sieht zwischen “Nostalgie” und “großen Ideen”, will er Brücken bauen.


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