Alle Augen auf Iowa

  04 Februar 2020    Gelesen: 1032
Alle Augen auf Iowa

Los ging es mit technischen Pannen: Im US-Bundesstaat Iowa laufen die Vorwahlen. Doch wer bei den Demokraten vorne liegt, ist noch immer unklar.

Im US-Bundesstaat Iowa haben die ersten Vorwahlen im US-Präsidentschaftsrennen begonnen. Bei Parteiversammlungen, verteilt über den ganzen Staat, stimmten Demokraten und Republikaner seit Montagabend um 19 Uhr (Ortszeit/Dienstag 2 Uhr MEZ) darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten. Das Prozedere bei diesen "Caucus"-Treffen ist kompliziert und unterscheidet sich deutlich von Abstimmungen per Wahlzettel. Ergebnisse wurden nach deutscher Zeit am Dienstagmorgen erwartet. Allerdings verzögerte sich die Verkündung der Ergebnisse deutlich.

Grund seien Qualitätskontrollen, erklärte die Demokratische Partei in dem Bundesstaat. Die Richtigkeit der Ergebnisse habe oberste Priorität. 25 Prozent der Wahlbezirke hätten Ergebnisse übermittelt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von technischen Pannen.

Bei den Republikanern tritt der Amtsinhaber, US-Präsident Donald Trump, in dem parteiinternen Rennen ohne ernstzunehmende Konkurrenz an. In Iowa gewann er erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit. Die Republikaner in Iowa teilten nach Auszählung fast aller Wahlbezirke mit, Trump sei auf 97 Prozent der Stimmen gekommen. Seine beiden Konkurrenten in Iowa - der frühere Gouverneur von Massachusetts, Bill Weld, und der konservative Radio-Moderator und frühere Kongressabgeordnete, Joe Walsh - kamen jeweils auf etwas mehr als ein Prozent.
Bei den Demokraten gibt es dagegen ein großes Bewerberfeld. In Iowa treten nun sieben Kandidaten an. Auf nationaler Ebene liegt in Umfragen seit Langem - in wechselnden Konstellationen - ein Führungstrio vorne: der moderate Ex-Vizepräsident Joe Biden sowie die beiden linken Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren.

In Umfragen in Iowa hatte Biden über lange Strecken auch auf Platz eins gelegen. Zuletzt zog aber Sanders an ihm vorbei und sicherte sich dort die Favoritenrolle. Zwischenzeitlich hatte auch der 38 Jahre alte Ex-Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, die Umfragen in Iowa angeführt. Es ist also ein spannendes Rennen - mit möglichen Überraschungen. Die Demokraten in Iowa sprachen am Montagabend von einer hohen Wahlbeteiligung.

Die Entscheidung fällt nicht in Wahllokalen, sondern bei "Caucuses" - aberhunderten kleinen Parteiversammlungen. An fast 1700 Orten gibt es solche Treffen, zum Teil in ganz kleiner Runde, etwa in Cafés, Schulen, Kirchen, Gemeindezentren, Sporthallen oder Büchereien. Bei den "Caucus"-Treffen der Demokraten gibt es meist zuerst Reden von Unterstützern der Kandidaten. Dann teilen sich die Anwesenden im Raum auf: Entweder sie begeben sich zur Gruppe eines Kandidaten oder in die Ecke der "Unentschiedenen".

Damit die Stimmen gelten, muss eine Gruppe mindestens 15 Prozent der Anwesenden auf sich vereinen. Wer in einer Gruppe endet, die das nicht erfüllt, kann in einer weiteren Runde in das Lager eines anderen Kandidaten wechseln. Danach wird ausgezählt.

Die demokratischen Präsidentschaftsbewerber absolvierten in Iowa bis zum Schluss Wahlkampfveranstaltungen im Akkord. Biden warnte bei seiner Abschlusskundgebung in Iowas Hauptstadt Des Moines am Sonntag vor weiteren vier Jahren Trump. Deswegen hätten die Wähler in Iowa eine größere Verantwortung als jemals zuvor, sagte er. Warren betonte: "Wir haben ein Ziel: Wir werden Donald Trump besiegen!"

Iowa ist mit seinen drei Millionen Einwohnern auf nationaler Ebene kein Schwergewicht und schickt im Sommer auch nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also groß.

So geht es nach der Iowa-Wahl weiter
Kurz nach Iowa steht am 11. Februar die nächste Vorwahl in New Hampshire an. Dort liegt Bernie Sanders in Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne - sogar mit deutlichem Abstand zu Biden.

Am 3. März folgt dann die nächste große Wegmarke: der "Super Tuesday" mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin. Im Sommer küren Demokraten und Republikaner dann auf großen Parteitagen ihren jeweiligen Präsidentschaftskandidaten. Die Kontrahenten haben dann noch mehrere Monate Zeit für den heißen Wahlkampf. Am 3. November steht schließlich die Präsidentschaftswahl an.

spiegel


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