In kaum einem Land werden die Menschen älter als in Japan. Das ist eine gute Nachricht, wird für den Staat aus finanzieller Sicht aber zur Belastung. Deswegen will das Land seine Senioren angesichts steigender Sozialkosten auch noch mit 70 Jahren arbeiten lassen. Das Kabinett des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe segnete entsprechende Gesetzesentwürfe ab, mit denen Unternehmen dazu gedrängt werden, Beschäftigte bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten zu lassen.
Noch ist das für Unternehmen nicht verpflichtend, soll es aber in Zukunft werden. Dabei ist es in der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ohnehin längst Alltag, dass Menschen im Alter arbeiten. Zwar beschloss Japan vor einigen Jahren, das Renteneintrittsalter schrittweise auf 65 Jahre anzuheben. Doch viele Japaner sind auch noch als Rentner weiterhin voll erwerbstätig.
Die Regierung will nun, dass Firmen künftig zwischen verschiedenen Optionen wählen. Entweder heben sie das Renteneintrittsalter an, heben es ganz auf oder erlauben Mitarbeitern, auch darüber hinaus weiter zu arbeiten. Die Gesetzesvorlagen sollen nun dem Parlament zum Beschluss vorgelegt werden und im April nächsten Jahres in Kraft treten. Da das noch schneller als Deutschland alternde Japan keine aktive Immigrationspolitik betreibt, ist die asiatische Wirtschaftsnation nach Meinung von Experten besonders stark auf seine Senioren angewiesen.
Nur in Hongkong und San Marino werden Menschen im Schnitt noch älter
Japaner ernähren sich gesund und verfügen über ein gutes Gesundheitssystem. Auch deshalb gilt die Rentnergeneration als eine der fittesten der Welt. Viele Japaner finden es in konfuzianistischer Tradition gut, so lange wie möglich zu arbeiten. Allerdings liegt der Anteil von arbeitenden Rentnern auch deshalb so hoch, weil viele nur so ihren Lebensstandard halten können. Laut "Statista" werden Männer in Japan durschnittlich 81 Jahre alt, Frauen sogar 87. Nur in Hongkong und San Marino leben Menschen im Schnitt noch länger.
Auch in Deutschland wurde zuletzt über eine Anpassung des Renteneintrittsalters diskutiert. Seit 2012 wird dieses schrittweise von 65 auf 67 angehoben, die Bundesbank schlug vor, es bis 2070 auf mehr als 69 Jahre zu erhöhen. Die FDP machte sich indes für ein Model mit flexiblem Rentenalter nach skandinavischem Vorbild stark. Eine unabhängige Rentenkommission berät derzeit über die künftige Absicherung der Altersvorsorge.
spiegel
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