Kurz nach seinem Freispruch im Amtsenthebungsverfahren geht US-Präsident Donald Trump offenbar gegen Zeugen vor, die ihn belastet haben. Einem Bericht der "New York Times" zufolge hat Trump den US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, abberufen. Die Zeitung zitierte in der Nacht zum Samstag (MEZ) aus einer entsprechenden Erklärung Sondlands. Auch die Nachrichtenagenturen AP und Reuters berichten darüber.
Sondland war einer der wichtigsten Zeugen im Impeachment-Verfahren gegen Trump. Dabei ging es um die Ukraine-Affäre: Trump soll den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlungen gegen seinen demokratischen Rivalen Joe Biden gedrängt haben, um die US-Präsidentenwahl 2020 zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Der US-Senat, in dem Trumps Republikaner die Mehrheit haben, hatte den Präsidenten am Mittwoch von allen Anklagepunkten im Verfahren freigesprochen.
Sondland hatte bei seiner Aussage im Verfahren bestätigt, dass ein Empfang Selenskyjs im Weißen Haus und mutmaßlich auch die Auszahlung von Militärhilfen an Kiew von der Ankündigung ukrainischer Ermittlungen gegen Biden und die Demokraten abhängig gemacht wurden.
Auch Vindman sei aus dem Weißen Haus eskortiert
Erst wenige Stunden zuvor hatte Trump bereits Alexander Vindman aus dem Weißen Haus verbannt. Das teilte Vindmans Anwalt mit. Der Oberstleutnant war Berater des Nationalen Sicherheitsrates. Auch er hatte gegen den Präsidenten ausgesagt. Vindman sei aus dem Weißen Haus eskortiert worden, hieß es.
Der 44-Jährige war der führende Ukraine-Experte im Nationalen Sicherheitsrat. Mit dem Militär wurde nun eine Schlüsselfigur in dem Impeachment-Prozess aus dem Weißen Haus entfernt. Der Offizier hatte im November als Zeuge bei den Anhörungen im Zuge der Ermittlungen für ein Amtsenthebungsverfahren seine Kritik an den Aussagen Trumps bei einem Telefonat mit Selenskyj bekräftigt. "Es war unangebracht, es war unangemessen vom Präsidenten, eine Untersuchung eines politischen Gegners zu erbitten, einzufordern", sagte er. Vindman hatte das Gespräch nach eigenen Angaben live mitgehört.
Vindman hatte seinen Rauswurf nach dem Freispruch Trumps im Amtsenthebungsverfahren offensichtlich erwartet. Der Offizier habe Mitarbeitern gesagt, er rechne damit, in den nächsten Wochen ins Verteidigungsministerium zurückzukehren, berichtete der Sender CNN. Planmäßig wäre Vindman erst im Juli mit Ablauf seiner zweijährigen Berufung aus dem Nationalen Sicherheitsrat ausgeschieden, hieß es weiter.
Trump hatte eine Abrechnung mit all jenen, die ihn belastet hatten, bereits angekündigt. Lesen Sie hier mehr über den Rachefeldzug des US-Präsidenten.
spiegel
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