Die schwierige Suche nach Medikamenten gegen das neue Virus

  02 März 2020    Gelesen: 1100
Die schwierige Suche nach Medikamenten gegen das neue Virus

Rund um den Globus wird an Impfungen oder Medikamenten gegen Sars-CoV-2 geforscht – es gibt viele verschiedene Ansätze

In Labors auf der ganzen Welt wird auf Hochtouren gearbeitet. Publikationen werden durchforstet, Zellkulturen erstellt, alte Medikamente auf neue Einsatzmöglichkeiten geprüft. In der aktuellen Coronavirus-Krise bräuchte man Gegenmittel, dann wäre das Problem gelöst. Der Grund dafür, warum das nicht einfach ist, liegt in der Natur von Viren begründet. Sie brauchen eine menschliche Wirtszelle, um sich vermehren zu können. Das stachelige Virus mit dem Namen Sars-CoV-2 nutzt hochspezifische Mechanismen, um seine DNA in die Lungenzellen einzuschleusen, das ist lebendige Zellkommunikation. Sars-CoV-2 sucht einen Rezeptor, an dem es andocken kann, um dann genetisches Material auszutauschen. Das macht krank. Doch ist der Infekt einmal überstanden, hat das menschliche Abwehrsystem es geschafft, immun zu werden. Sprich: Auch wenn das Virus da ist, macht es nicht mehr krank.

Genau das ist das Ziel, das Mediziner mit einer Impfung erreichen wollen. "Derzeit befinden sich weltweit 27 Impfstoffe in Entwicklung, die auf die Immunisierung gegen Sars-CoV-2 abzielen. Es wird sicherlich noch dauern, bis sich herausstellt, ob einer davon wirklich erfolgreich ist", so Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Die Schwierigkeit dabei liegt darin, das neu entdeckte Virus so gut zu kennen, dass man es auch entschärfen kann. Der Körper soll durch die Impfung ja Immunität entwickeln, ohne krank zu werden.

Todesfälle verhindern

Als die Sars-Epidemie gestoppt war, interessierte sich niemand mehr für diese Wirkung. Das änderte sich mit dem Ausbruch des neuen Virus schlagartig. APN01 könnte sich durchaus bei der durch Sars-CoV-2 verursachten Lungenerkrankung bewähren und Todesfälle verhindern. "Es soll bei schweren Verlaufsformen helfen", erklärt Peter Llewellyn-Davies, Vorstandsvorsitzender von Apeiron Biologics, der in den letzten Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um dieses Medikament in einer ausreichenden Menge für 24 Patienten in China zur Verfügung stellen zu können. In den nächsten Tagen wird es in zwei Klinken in Guangzhou zum Einsatz kommen. Ein Erfolg wäre, wenn es sich bei diesen schweren Verläufen bewährt und ein Lungenversagen abwenden kann. 3,5 Prozent aller Infizierten in Festlandchina, meist alte Menschen, sterben daran. "Wenn sich das Virus nicht in die Zellen einbauen kann, dann geht es zugrunde und wird vom Immunsystem abtransportiert", erklärt Llewellyn-Davies.

"Eine Impfung ersetzt dieser Ansatz keineswegs", betont Steininger. Als großen Nachteil dieses Medikaments wertet er die Tatsache, dass es die Immunität gegen das Virus verhindert. Das Apeiron-Medikament wirkt also nur, solange es verabreicht wird. Theoretisch könne sich also ein Patient, der die Erkrankung, die Covid-19 genannt wird, dank des Medikamentes überstanden hat, gleich nach der Entlassung erneut anstecken.

"Es gibt kein Medikament, das spezifisch gegen Sars-CoV-2 wirkt", erinnert Florian Thalhammer, Infektiologe an der Med-Uni Wien. Zur Erinnerung: Das Virus ist auch für Forscher neu. Alles, was gezielt wirkt, ist in einem experimentellen Stadium, betont er und meint Medikamente, die erst in Zellkulturen, im Tiermodell aber noch nicht am Menschen ausprobiert werden.

derstandard.de


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