Der amerikanische Präsident Donald Trump fordert vor der Telefonkonferenz der Zentralbanken der sieben führenden Industrienationen (G7) von seinen eigenen Währungshütern eine kräftige Zinssenkung. „Unsere Federal Reserve lässt uns höhere Zinsen zahlen als viele andere, obwohl wir eigentlich weniger zahlen sollten“, teilte er über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, und fügte hinzu: „Das ist hart für unsere Exporteure und benachteiligt die Vereinigten Staaten im Wettbewerb. Es muss genau umgekehrt sein. Wir sollten die Zinssätze lockern und stark senken.“
Trump kritisierte den amerikanischen Notenbank-Gouverneur Jerome Powell in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach, teils wurde er dabei persönlich. Trump fürchtet um die wirtschaftliche Entwicklung Amerikas gerade in der entscheidenden Phase des Präsidentschaftswahlkampfes. Er begründet seine Befähigung immer wieder ausdrücklich mit Verweis auf die Aktienmarktentwicklung oder die Arbeitslosigkeit.
Die Ausbreitung des Coronavirus rund um den Globus belastet die Wirtschaft. Lieferketten drohen zu zerbrechen, Menschen bleiben länger zuhause oder stellen geplante größere Ausgaben zurück.
Die Notenbanken der führenden sieben Industrieländer (G7) beraten über Gegenmittel. Und nicht nur sie. Für 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit wollen ihre Spitzen gemeinsam mit den Finanzministern der jeweiligen Länder in einer Telefonkonferenz über die Corona-Krise sprechen. Nach Angaben aus Italien und Frankreich soll es um das Vorgehen gegen die Coronavirusepidemie und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft gehen.
Am Montagabend erklärte die Europäische Zentralbank (EZB), sie stehe bereit, entsprechend der Notwendigkeit und der zugrundeliegenden Risiken angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Am Freitag hatten sich schon die amerikanischen Währungshüter entsprechend geäußert. Australiens Zentralbank senkte ihrerseits am Dienstag ihren Leitzins um einen Viertelpunkt auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent. Er habe ein „sehr positives“ Telefonat mit EZB-Chefin Christine Lagarde geführt, schrieb der französische Finanzminister Bruno Le Maire auf Twitter, ohne Details zu nennen.
Analyst Joe Capurso von der Commonwealth Bank of Australia in Sydney gab allerdings zu bedenken, eine lockerere Geldpolitik ändere nichts daran, dass Leute Angst hätten, sich mit dem Virus anzustecken. „Das ist es, was die wirtschaftliche Störung verursacht, und niedrigere Zinssätze werden die Angst nicht bändigen.“
Das Virus, das erstmals im Dezember in China festgestellt worden war, hat sich inzwischen auf 60 Länder ausgebreitet. Mehr als 3000 Menschen sind gestorben. Die Industriestaaten-Organisation OECD sieht die größte Gefahr für die globale Wirtschaft seit der internationalen Finanzkrise.
faz.net
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