Russland ist anders als Venezuela, Katar und Saudi-Arabien nicht teil der Opec-Organisation. Aufgrund seiner Reserven an Erdgas und Erdöl zählt Russland jedoch wie Saudi-Arabien oder auch Venezuela (s. Infografik) zu den Schwergewichten unter den Ölförderstaaten.
Die Ölpreise haben sich in den vergangenen zwölf Monaten nahezu halbiert. Die rapide gefallenen Preise am Weltmarkt machen rohstoffreichen Ländern unterschiedlich stark zu schaffen: Am schlimmsten betroffen sind all jene Volkswirtschaften, in denen in den vergangenen Jahren versäumt wurde, sich von einer einseitigen Rohstoff-Ausrichtung rechtzeitig zu lösen. In einzelnen Ländern finanzieren die Einnahmen aus dem Öl-Export einen großen Teil des Staatshaushalts. Brechen diese Einnahmen unvermittelt weg, gerät die gesamte Budget-Planung ins Wanken.
Kommt das neue Förder-Limit?
Was das in der Praxis bedeutet, ist derzeit am Beispiel von Venezuela gut zu sehen: Das Land sieht sich mit wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist leicht nachvollziehbar, warum gerade die Regierung von Venezuela zu den treibenden Kräften gehört, die über ein gemeinsames Vorgehen auf der Angebotsseite die Lage am Ölmarkt entspannen wollen.
Zuvor war bereits bekanntgeworden, dass Venezuela mit einigen Opec-Mitgliedsländern sowie mit Russland über eine Kooperation zur Stützung der Preise gesprochen hatte. Die Volkswirtschaft Venezuelas steckt ebenso tief in der Krise wie die russische Wirtschaft, wo sich die rohstoffpreisbedingten Ausfälle bei den Staatseinnahmen ebenfalls zunehmend deutlich bemerkbar machen.
Vorbilder für ein konzertiertes Vorgehen der Förderländer gibt es längst: Bereits 2001 hatte es eine Vereinbarung zwischen Opec- und Nicht-Opec-Mitgliedern gegeben, um die Förderung zu begrenzen und die Preise zu stabilisieren. Saudi-Arabien hatte sich damals für diese globale Vereinbarung starkgemacht.
Das Königreich am Golf verfügt aufgrund seiner enormen Ölreserven und seiner finanziellen Stärke über eine vergleichsweise komfortable Verhandlungssituation. Die Saudis, so heißt es, können eine Einschränkung der Fördermengen sehr viel leichter verkraften als andere, weniger gewichtigere Ölförderstaaten.
"Wir alle benötigen Stabilität"
Russland scheint eine Einigung am Ölmarkt allerdings mit heiklen politischen Fragen verknüpfen zu wollen: Samir Kabulow, ein hochrangiger Vertreter des russischen Außenministeriums, erklärte laut der Agentur RIA, dass eine gemeinsame Aktion der Förderländer eine Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien voraussetze. "Wir alle benötigen Stabilität auf dem Ölmarkt und müssen zu normalen Preisen zurückkehren", sagt er.
Saudi-Arabien und der Iran sind geopolitische Gegner. Die beiden Regionalmächte sind über religiöse Bezüge und die Unterstützung der verschiedenen Seiten sowohl im Syrien-Krieg als auch im Jemen indirekt in zwei größere Konflikte verstrickt. An den Ölmärkten waren zuletzt wiederholt Spekulationen über etwaige Förderkürzungen aufgeflammt. Ein abgestimmtes Vorgehen der Produzenten-Staaten ist bislang jedoch nicht erkennbar.
Im Kampf um Marktanteile haben die größten Ölstaaten bisher bewusst auf Produktionskürzungen verzichtet und stattdessen den Markt geflutet. Damit wollen sie nach Einschätzung von Branchenkennern zunächst vor allem die USA aus dem Markt drängen, wo dank der umstrittenen Fracking-Technik die Förderung in den vergangenen Jahren boomte. Die Preise am Weltmarkt für Rohöl waren zuletzt auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gesunken.
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