Hausärzte haben zu wenig Schutzausrüstung

  04 März 2020    Gelesen: 662
  Hausärzte haben zu wenig Schutzausrüstung

Die Hausärzte in Deutschland müssen immer öfter Coronavirus-Verdachtsfälle behandeln. Die Mediziner hätten die Lage zwar im Griff, doch der Verband warnt vor fehlenden Materialien in den Praxen. Das Problem müsse schnell gelöst werden - besonders, falls sich das Virus weiter ausbreitet.

Die Praxisärzte sehen sich gewappnet für den Umgang mit dem neuen Coronavirus in Deutschland - aber Handlungsbedarf bestehe beim Nachschub an Schutzausrüstung. "Der Grundbestand, über den die niedergelassenen Kollegen in ihren Praxen verfügen, wird bundesweit nicht ausreichen, wenn die Zahl der Verdachtsfälle steigen wird", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. "Und darauf deutet ja alles hin." Man sei daher im Gespräch mit dem Bundesgesundheitsministerium und allen Beteiligten, um rasch Abhilfe schaffen zu können und Schutzbekleidung dort vorzuhalten, wo sie gebraucht werde. "Es muss Klarheit darüber herrschen, wie die Ärzte an das notwendige Material gelangen können." Auch hierzu sei man in ständiger Abstimmung.

Gassen betonte: "Wir nehmen die Situation ernst. Aber es besteht unverändert kein Grund zur Panik." Es sei zu erwarten gewesen, dass die Zahl der bestätigten Fälle zunehme und wohl auch noch weiter zunehmen werde. "Wichtig ist aber: Viele Infizierte haben überhaupt keine Symptome, die meisten haben nur grippeähnliche Beschwerden, nur wenige erkranken schwer." Nicht vergessen werden sollte auch, dass unabhängig vom Coronavirus derzeit viele Menschen an einer Erkältung oder einem grippalen Infekt leiden.

Auf die Frage, ob die Praxen die Lage bewältigen könnten, sagte der Kassenärzte-Chef: "Ein klares Ja!" Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen seien gut organisiert und aufgestellt. Was Tests auf das neue Virus angehe, habe man sich über die Kostenübernahme mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen schnell einigen können. "Wenn ein Arzt einen solchen Test aus medizinischer Sicht für angebracht hält, dann soll er ihn auch durchführen." Es handele sich um einen Rachenabstrich, der in einem Labor ausgewertet werde. "Hier sind keine Kapazitätsprobleme bekannt."

Gassen erläuterte generell, er könne Sorgen von Patienten natürlich verstehen. "Sie können uns unterstützen: Wer beunruhigt ist, dass er sich angesteckt haben könnte, weil er unter Erkältungssymptomen leidet und sich in einer Region aufgehalten hat, in der Coronafälle aufgetreten sind, wendet sich - das ist wichtig - zunächst telefonisch an eine Arzt- oder Bereitschaftsdienstpraxis." Möglich sei auch, die bundesweite Service-Telefonnummer 116 117 zu wählen. Dort werde, wenn erforderlich, eine weitere Abklärung vorgenommen.

Die deutschen Hausärzte haben wegen der Verbreitung des Coronavirus derzeit einen deutlich höheren Beratungsaufwand. "Da ist schon sehr, sehr viel zu tun", sagte der Sprecher des Deutschen Hausärzteverbands, Christian Schmuck. Ein regionaler Schwerpunkt sei Nordrhein-Westfalen, wo es bisher die meisten Infektionen gebe. Alles in allem sei aber alles zu schaffen. "Die Verunsicherung ist ein bisschen das größte Thema", sagte Schmuck.  An Patienten mit Grippesymptomen appellierte er: "Erstmal anrufen und nicht direkt in die Praxis rennen, denn wenn man nun wirklich daran erkrankt sein sollte, dann muss man das ja nicht unbedingt in ein voll besetztes Wartezimmer mit ohnehin schon geschwächten Immunsystemen reintragen."

Die Hausärzte versuchen außerdem, die Patientenströme ein Stück weit zu trennen, so dass mögliche Corona-Patienten die anderen nicht gefährdeten. Das könne zum Beispiel geschehen, indem der Hausarzt dem betreffenden Patienten einen Hausbesuch abstatte. Dabei trage er dann Schutzkleidung. Ein Ausfall des medizinischen Personals müsse unbedingt.

Quelle: ntv.de, sgu/dpa


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