Risiko für Rezession in Deutschland gestiegen - Kalifornien ruft Notstand aus

  05 März 2020    Gelesen: 1212
Risiko für Rezession in Deutschland gestiegen - Kalifornien ruft Notstand aus

In mehreren Ländern hat die Zahl der Todesopfer durch Covid-19 zugenommen, in China sind es inzwischen mehr als 3000. In Deutschland und Australien wächst zudem die Sorge vor wirtschaftlichen Konsequenzen.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus den Notstand ausgerufen. Seine Entscheidung erfolgte nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des ersten Todesfalls in dem Westküsten-Staat. Mit 53 positiv getesteten Fällen sei das Virus "nicht mehr nur in einem Teil unseres Staates isoliert", sagte Newsom.

Per Notstandserklärung können im Ernstfall rasch Gelder und andere Hilfsmittel mobilisiert werden. In Kalifornien wird bei Naturkatastrophen wie Waldbränden oder Erdbeben häufig der Notstand ausgerufen, um Soforthilfe besser zu koordinieren.

In Kalifornien wurde am Mittwoch ein erster Todesfall durch die neue Lungenkrankheit Covid-19 gemeldet: Es handele sich um einen älteren Mann, der sich vermutlich im Februar an Bord des Kreuzfahrtschiffs "Princess" von San Francisco nach Mexiko angesteckt habe, teilte die lokale Gesundheitsbehörde im Placer County mit.

Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der Todesfälle in den USA auf elf. In dem Land sind bislang mehr als hundert Infektionen mit Sars-CoV-2 bestätigt. Besonders betroffen ist der westliche Bundesstaat Washington. Das US-Repräsentantenhaus will für den Kampf gegen das Coronavirus neue Finanzmittel in Höhe von 8,3 Milliarden US-Dollar bereitstellen. Dafür wurde am Mittwoch der Entwurf eines entsprechenden Nothilfegesetzes in die Parlamentskammer eingebracht, wie der zuständige Ausschuss mitteilte.

Zahl der Todesfälle in China steigt auf mehr als 3000
Das Virus war ursprünglich in der chinesischen Stadt Wuhan ausgebrochen. Neuesten offiziellen Angaben zufolge ist die Zahl der Todesfälle auf dem chinesischen Festland inzwischen auf 3012 gestiegen und die Zahl der Infizierten auf 80.409.

Ebenfalls stark betroffen ist Südkorea. Dort wurden am Donnerstag 438 neue Infektionen bestätigt, die Zahl der Fälle stieg damit auf insgesamt 5766. In dem Land sind bisher mindestens 35 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben.

Australien weitet Einreiseverbot aus
Der australische Premierminister Scott Morrison erklärte am Donnerstag, dass künftig auch Reisende aus Südkorea nicht mehr ins Land kommen dürfen. Zudem sollen Menschen, die vor ihrer Reise nach Australien in Italien waren, stärker kontrolliert werden. Das Einreiseverbot für Menschen aus China und Iran solle verlängert werden.

Am Dienstag war der zweite Todesfall in Australien bekannt geworden: In Sydney starb eine 95 Jahre alte Frau an den Folgen von Covid-19. Die Zahl der bestätigten Infektionen in Australien stieg auf 52.

Vor Morrisons Pressestatement hatte Australiens Finanzminister erklärt, das Coronavirus werde sich im ersten Quartal 2020 negativ auf das Wirtschaftswachstum des Landes auswirken. "Zu diesem Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass das Virus im Märzquartal 2020 um mindestens einen halben Prozentpunkt auf das Wachstum drücken wird", sagte Steven Kennedy vor einem parlamentarischen Ausschuss in Canberra.

Risiko für Rezession in Deutschland gestiegen
In Deutschland ist der Erreger Sars-CoV-2 mittlerweile in allen Bundesländern außer in Sachsen-Anhalt nachgewiesen worden. Bis Mittwochnachmittag zählte das Robert Koch-Institut 262 nachgewiesene Infektionen.

Die Industrie sieht die Gefahr einer Rezession in Deutschland angesichts massiver Folgen für die Wirtschaft durch Sars-CoV-2 erheblich gestiegen. "Das wirtschaftliche Wachstum droht fast zum Erliegen zu kommen", heißt es im neuen Quartalsbericht des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), aus dem die Nachrichtenagentur dpa zitiert. Komme es nicht zu einer wirtschaftlichen Normalisierung in den von der Corona-Epidemie betroffenen Ländern im zweiten Quartal, erwartet der BDI für Deutschland für das Gesamtjahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Der BDI hatte bisher ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland von 0,5 Prozent erwartet. Dies liegt aber auch daran, dass das Jahr mehr Arbeitstage hat.

Italien schließt Schulen und Universitäten im ganzen Land
Innerhalb der EU ist Italien am stärksten betroffen. Die Regierung reagierte mit einer drastischen Maßnahme auf die Ausbreitung der Epidemie: Bis zum 15. März schließt das Land alle Schulen und Hochschulen. Auch Theater und Kinos werden geschlossen. Das geht aus einem entsprechenden Dekret hervor, das Ministerpräsident Giuseppe Conte am späten Mittwochabend unterzeichnete.

Bisher waren vor allem in Norditalien die Schulen geschlossen, weil das Virus dort besonders umgeht. In dem Land haben sich bisher rund 3100 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert, 107 starben.

Staaten stimmen sich ab
Mehrere betroffene Länder, die bislang weitgehend allein gegen die Ausbreitung des Coronavirus ankämpften, kündigten unterdessen an, ihre Kräfte bündeln zu wollen. Am Mittwoch verständigte sich Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron mit US-Präsident Donald Trump und dem britischen Premier Boris Johnson über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Epidemie.

Macron twitterte am Abend, es gebe die Bereitschaft, die "wissenschaftliche, gesundheitliche und wirtschaftliche Antwort" auf das Virus im Rahmen der G7-Präsidentschaft der USA aufeinander abzustimmen. Macron wollte nach Medienberichten am Donnerstag rund 30 Ärzte, Wissenschaftler und Laborleiter für ein Gespräch empfangen.

spiegel


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