Dumm statt kriminell?

  10 März 2020    Gelesen: 728
Dumm statt kriminell?

Hat Ronaldinho nicht verstanden, dass er mit gefälschten Papieren reiste? So argumentiert zumindest einer der Anwälte des brasilianischen Ex-Fußballprofis - mit drastischen Worten.

Erst wurde er festgenommen, dann freigelassen, schließlich verhaftet: Die Ermittlungen gegen Ronaldinho wegen eines gefälschten Passes dürften die Gerichte und den Ex-Fußballprofi noch länger beschäftigen. Die Anwälte des 39-Jährigen bestreiten zwar inzwischen nicht mehr, dass der Pass Fake ist - wohl aber die Absicht dahinter.

"Ronaldinho hat kein Verbrechen begangen, weil er nicht wusste, dass der Pass, den sie ihm gegeben haben, gefälscht war", sagte Sergio Queiroz. Er werde deshalb die Freilassung seines Mandanten beantragen, der in Untersuchungshaft in Paraguays Hauptstadt Asunción sitzt.

Sein Kollege Adolfo Marín wird gegenüber der Zeitung "Folha de S. Paulo" noch deutlicher. "Er wusste nicht, dass er ein Verbrechen begeht, weil er nicht verstanden hat, dass es sich um gefälschte Dokumente handelte. Er ist ein Dummkopf."

"Eine schwere Straftat gegen die Interessen der Republik"
Ronaldinho und sein Bruder Roberto de Assis Moreira waren am Mittwoch mit gefälschten Pässen nach Paraguay eingereist und festgenommen worden. Nachdem beide am Freitag zunächst wieder freigelassen worden waren, machte die Generalstaatsanwaltschaft dies wenig später rückgängig und ordnete in der Nacht zu Samstag erneut die Festnahme an.

"Es handelt sich um eine schwere Straftat gegen die Interessen der Republik", sagte Richterin Clara Ruiz Díaz. Weil Fluchtgefahr bestehe und Brasilien seine Staatsbürger nicht ausliefere, sei Untersuchungshaft angemessen.

Anwalt Queiroz kritisierte den Vorgang: Der Fußballer habe in gutem Glauben gehandelt. Die Inhaftierung sei ungerechtfertigt, sagte Queiroz. Er will die Freilassung seiner Mandanten beantragen und damit ihre Rückkehr nach Brasilien ermöglichen.

Entzogene Pässe in Brasilien
Ronaldinho, zweimaliger Weltfußballer und Weltmeister von 2002, wollte in Paraguay Werbung für sein neues Buch machen. Außerdem wollte er ein Programm starten, das Kinder für einen sportlichen Lebensstil begeistern soll, und das Casino eines brasilianischen Geschäftsmannes eröffnen.

Dem früheren Star des FC Barcelona und seinem Bruder waren im November 2018 in ihrem Heimatland Brasilien die Reisepässe entzogen worden, weil sie gegen sie verhängte Strafzahlungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro nicht geleistet hatten. Diese Strafe war verhängt worden, weil sie bei der Bebauung eines Grundstücks in Porto Alegre massive Umweltschäden verursacht hatten. Inzwischen sollen sie ihre Pässe aber zurück haben. Unklar ist, warum sie dennoch mit den gefälschten paraguayischen Pässen nach Paraguay eingereist sind.

Zwielichtige Kontakte
Offenbar steht Ronaldinho in dem Land mit zwielichtigen Leuten in Kontakt. Gegen drei mutmaßlich an der Fälschung beteiligte Personen wurde bereits Anklage erhoben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Zudem seien Ermittlungen gegen mehrere Beamte und Privatleute eingeleitet worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtigen Mitglieder einer kriminellen Bande sind, die sich auf die Fälschung von Ausweisdokumenten spezialisiert hat.

Auch die Unternehmerin Dalia López ist im Visier der Ermittler. Sie soll Ronaldinho zu einer Benefiz-Veranstaltung für ihre Stiftung Fraternidad Angelical (Engelsbruderschaft) eingeladen und die gefälschten Pässe beschafft haben. Gegen die Frau wird bereits seit längerem wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche ermittelt.

spiegel


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