Auch an diesem Montag sind die aktuellen Geschehnisse zu Corona Thema bei "Hart aber fair". Endlich dürfen auch einige nicht systemrelevante Firmen und Institutionen, sowie der Einzelhandel den Betrieb teilweise unter Einhaltung von geregelten Schutzmaßnahmen wieder aufnehmen. Sogar die Bundesliga soll unter besonderen Vorraussetzungen den Sportbetrieb aufnehmen. Dies dürfte einen großen Teil der Fußballnation freuen. Doch wer denkt in der Politik an die Eltern mit Kindern im Kita- und Schulalter? Wie lange können die deutschen Familienhaushalte den Lockdown für Kitas und Schulen psychisch aushalten?
Frank Plasberg choreografiert, wie er es selber nennt, die Diskussion um Fußball, Familienmanagement und die Sicherheitslücken in Phase Zwei des Lockdown zwischen der Digitalredakteurin bei der "Süddeutschen Zeitung" Barbara Vorsamer, dem Präsident des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Clemens Fuest, dem Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes Ulrich Schneider, dem Bundestagsabgeordneten, Gesundheitsökonomen und Epidemiologen Karl Lauterbach von der SPD und dem Ministerpräsidenten des Saarlandes, CDU-Politiker Tobias Hans. Dabei muss Plasberg immer wieder das ein oder andere wirre Gesprächsknäuel "entheddern", damit der Zuschauer überhaupt den Aussagen der Gäste folgen kann.
Kaum hat die Sendung begonnen, wirft Barbara Vorsamer Fakten auf den Tisch. Als einzige Frau in dieser Runde bringt die berufstätige Mutter zweier Kinder, ohne Umschweife eine nicht unerhebliche Problematik auf den Punkt und wundert sich über Prioritätensetzungen. Schließlich kann es nicht sein, dass der DFB die Profisportler auf den Rasen schickt, ihr fünfjähriger Sohn jedoch nicht Fußball spielen darf: "Ich hab nichts dagegen, dass Fußball gespielt wird, ich hab auch nichts dagegen, dass anderweitig was gelockert wird." Jedoch bemängelt die Redakteurin den Umstand, dass man Eltern weiterhin die Arbeit im Homeoffice, sowie die zeitgleiche Betreuung und das Homeschooling der Kinder zumutet ohne etwas an der Situation maßgeblich zu ändern. In einem Beschluss heißt es, dass die Arbeitgeber den Eltern mit flexiblen Arbeitszeiten entgegen kommen sollen und die Eltern das dann schon hinkriegen. Die Dame in der Runde zeigt sich sichtlich empört: "Dieser Satz ist so lächerlich, jeder der das schon mal versucht hat, weiß das. Mit flexiblen Arbeitszeiten ist mir nicht geholfen, wann soll ich denn die acht Stunden arbeiten – während meine Kinder schlafen?"
Fuest fängt dies verständnisvoll ab: "Das ist auch meine Erfahrung, man kann nicht zuhause konzentriert arbeiten, wenn da Kinder sind." Dennoch betont er, dass die Überlegung darin liegt, dass eine Öffnung der Kitas zum jetzigen Zeitpunkt ein schnelles Verbreiten des Virus zur Folge haben könnte. Dies gilt es zu vermeiden. Schneider grätscht dazwischen, und wirft ein, dass nicht alle Kindergärten geschlossen seien - es wird eine Notbetreuung aufrecht erhalten. Dies betrifft derzeit jedoch nur systemrelevante Berufe und ist keine Lösung für die Eltern, welche nun in den Berufsalltag zurückkehren dürfen, jedoch keine Lösung für die Kinderbetreuung haben. Da helfe es auch nicht, dass Fußball hinter dem Fernseher verfolgt werden könne.
DFB bezieht unaufgefordert Stellung
Gesundheitsexperte Lauterbach widmet sich eher der Frage ob die Bundesliga in Zeiten von Corona überhaupt stattfinden sollte. Fußballbundesliga ohne Publikum, aber mit ganz normalem Fußball, hält er auch ohne fußballbegeisterten Sohn für keine gute Idee: "Das ist nur machbar, indem die Spieler vor und nach den Spielen getestet werden. (…) Das ist nur mit einem massiven Aufwand möglich. Diese Tests fehlen uns." Der DFB reagiert noch vor der Sendung bereits unaufgefordert mit einer direkten Stellungnahme an die Redaktion. Die Kernaussage lautet, es wird durch die Bundesliga keine verknappende Auswirkung auf die öffentlich zur Verfügung stehenden Testkapazitäten geben. Der Experte kann diese Aussage nicht nachvollziehen. Auch seine Sorge, Fans könnten sich gruppieren um die Spiele gemeinsam zu verfolgen, scheint berechtigt und spricht gegen eine baldige Aufnahme der Bundesligaspiele.
Trotz vieler Gründe dagegen und keinem dafür, zeigt sich der Ministerpräsident des Saarlandes verständnisvoll für das Bundesliga-Begehren und versucht zu erklären, weshalb man Fußball ermöglicht, Familien jedoch weiterhin einschränkt: "Es geht ja nicht darum, dass man jetzt alles wieder möglich macht und ich glaube Fußballspiele ohne Publikum, sind bei weitem nicht das, was man sich eigentlich unter Fußball vorstellt. Aber ich muss ja auch sportbegeisterten Menschen in Deutschland, das sind Millionen, ne kleine Chance geben, sich ein bisschen den Alltag zu vertreiben." Mit dieser Aussage dürfte er bei vielen Fußballfans mitten ins Herz treffen. Ob sie ihre Lieblingsspieler schlussendlich über den Platz laufen sehen und diese gar den Knieschutz gegen einen Mundschutz austauschen, bleibt abzuwarten.
Maskerade zum Optimismus
Haben die Zuschauer sich eventuell schon gefragt, ob es denn auch in dieser Ausgabe von "Hart aber fair" zur Sprache kommt, so wird in der zweiten Halbzeit der Debatte das Dauerthema "Atemschutzmasken" Teil der angeregten Diskussion. Kontroverse Bilder am Montag aus Dresden von Menschen, die dicht aufeinander gedrängt, auf die Verteilung von Schutzmasken warten, sind der Anstoß, Atemschutzmasken erneut zu thematisieren. Viele Menschen wünschen sich eine bundesweite Verteilung dieser Masken, dies weiß auch Ministerpräsident Hans. Bereits in den vergangenen Wochen erörtert, scheint die Ressourcenknappheit auch in dieser Sendung immer noch ein Problem darzustellen.
Hans liest aus den Bildern in Dresden heraus: "Ich glaube wir müssen das noch ein wenig einüben". Er spricht von einem strikten Maskengebot. Dieses Gebot, ab sofort im Saarland wie in den meisten Bundesländern gültig, ist eine dringende Empfehlung, Masken in der Öffentlichkeit zu tragen. "Das ist natürlich kein Schutz für einen Selbst, das muss einem klar sein, wenn alle so etwas tragen ist es lediglich ein Schutz für den Anderen. Ich glaube, dass es sinnvoll ist und glaube auch, wenn wir über weitere Erleichterungen später mal nachdenken werden, eine Maskenpflicht offiziell in Betracht kommt. Im Moment müssen wir erstmal dafür Sorge tragen, dass alle so ein “Teil“ zumindest einmal haben."
Auch Lauterbach ist für eine Maskenpflicht und transferiert seine Schutzmaske während dieser Aussage demonstrativ von der linken in die rechte Jackentasche. Für Barbara Vorsamer ist dieses Thema keine Erleichterung, scheinen Ihre Gedanken immer noch um Lösungsansätze für Eltern zu kreisen, welche den täglichen Spagat zwischen Heimarbeit und dem Versorgen sowie Unterrichten der Kinder bewerkstelligen müssen. Daher versteht sie in ihrer aktuellen Situation nicht ganz, weshalb das Thema ‘"Masken" in den Vordergrund der Diskussion rückt. Offenkundig leidenschaftslos reagiert sie mit kritischer Zurückhaltung und zeigt dem Thema die rote Karte. Äußerungen zur Maskenpflicht überlässt Vorsamer lieber den Experten auf diesem Gebiet.
Nach dem vieles zu Felde geführt wird, ist ein positiver Abschluss der Sendung gewünscht. Plasberg will keine Verlängerung der Thematik, sondern erwartet überraschenderweise im Schlusswort seiner Gäste, eine ungewöhnliche Stellungnahme. Die Studiogäste zeigen sich sichtlich überrumpelt, mit diesem Zug hat niemand gerechnet. “welche Maske tragen Sie zum nächsten Karneval?" lautet die Frage, welche der Moderator zum Abschluss der Sendung an seine Gäste richtet und führt damit zu einem sichtlich aufgelockerten Ende des Maskenthemas.
ntv
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