In mehreren Bundesländern hat es in den vergangenen Wochen bereits erste Waldbrände gegeben. Das trockene Wetter und starker Wind schaffen gute Bedingungen für die Feuer. Steht uns ein Dürresommer bevor?
Wie ist die aktuelle Situation?
In Nordrhein-Westfalen musste die Feuerwehr am Montag Großeinsätze fahren: 35 Hektar Wald brannten in Gummersbach, Dutzende Menschen wurden in Sicherheit gebracht, eine riesige Rauchwolke hing über der Stadt. Deutlich kleiner, aber immer noch etwa vier Fußballfelder groß war der Waldbrand, den rund 400 Feuerwehrleute am Montagabend im nordrhein-westfälischen Olpe löschen mussten. Auch aus anderen Bundesländern werden in diesen Wochen vermehrt Waldbrände gemeldet: Allein in Brandenburg gab es seit Jahresbeginn bis Mitte April mindestens 40 meist kleinere Feuer. Bei Rendsburg ist es zu einem Brand im Wilden Moor gekommen.
Auf der Waldbrand-Gefahrenindex-Karte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist für heute in fast ganz Brandenburg sowie in Teilen von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen die höchste Warnstufe 5 ausgerufen worden. Auch im Süden von Mecklenburg-Vorpommern und im Norden von Sachsen herrscht eine hohe bis sehr hohe Warnstufe, ebenso wie in kleinen Teilen von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Für den Rest von Deutschland gilt die Warnstufe 3 von 5. Zum Wochenende hin nimmt die Gefahr deutschlandweit leicht ab – verschwindet aber nicht.
Ist die Situation normal?
Dutzende Waldbrände und deutschlandweit hohe Warnstufen in den ersten Monaten des Jahres – ist das ungewöhnlich? Bei entsprechender Witterung ist das im Frühjahr durchaus normal, erklärt Jens Fildebrandt, agrarmeteorologischer Berater beim Deutschen Wetterdienst. Zu Beginn des Jahres seien viele Böden von trockenem Laub und Gräsern aus dem vergangenen Jahr überzogen. Kommt dann – wie in diesem Jahr seit Mitte März – eine Trockenperiode hinzu, steige die Waldbrandgefahr schnell an. Wenn flächendeckend frisches Grün nachgewachsen ist, kann sich die Lage laut Fildebrandt wieder etwas entspannen.
Zurzeit komme in Teilen Deutschlands auch starker Wind hinzu, sagt Fildebrandt. Allein kräftiger Wind könne die Brandgefahr erhöhen, daher ändere sich die Warnstufe auf der Karte des DWD allein dadurch, dass Wind zu- oder abnehme. Das erklärt, warum die Karte für die kommenden Tage eine leichte Verbesserung der Gefahrenlage anzeigt, obwohl kein Niederschlag angesagt ist.
Was bedeutet das für die Vegetation?
Normalerweise bringt der April viel Regen – und das hat seinen Sinn. Denn an vielen Pflanzen entfalten sich die Blätter. Für den Frühjahrsaustrieb brauchen gerade Pflanzen mit flachen Wurzeln und junge Bäume genügend Feuchtigkeit. Laut Fildebrandt sind bisher im April deutschlandweit im Schnitt aber nur zehn Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – „das ist recht wenig“. Dafür sei man sehr feucht ins Jahr gestartet, es habe etwa im Februar im Vergleich zum Normalfall zweieinhalb- bis dreifache Niederschlagsmengen gegeben. Davon zehre die Natur derzeit noch. Lediglich die Erdoberfläche sei vielerorts ausgetrocknet, in etwas tieferen Lagen sei die Erde aber noch feucht. Die Meteorologin Michaela Koschak sagte im Deutschlandfunk, die Böden seien bereits bis in tiefere Schichten trocken und die Flüsse führten weniger Wasser.
Bereits in den vergangenen Jahren litten die Wälder massiv unter der Dürre. Das verschärft derzeit die Probleme, wie Dlf-Korrespondentin Anke Petermann für die Sendung „Umwelt & Verbraucher“ aus Rheinland-Pfalz berichtet.
Droht erneut ein Dürrejahr?
Ob es in diesem Jahr erneut starke Dürren geben wird, sei derzeit nicht zu sagen, führte Koschak aus. Zumindest für die kommenden Tage sei allerdings kein lang anhaltender Regen in Sicht, etwa ab Montag könnte es aber vereinzelt Schauer geben. Koschak geht aber davon aus, dass man sich wegen des Klimawandels in Mitteleuropa an länger anhaltende Wetterlagen gewöhnen müsse – egal ob Dürreperioden oder etwa Phasen mit Regen und Stürmen.
Auch Fildebrandt kann noch nicht absehen, ob die Trockenheit noch über diese Woche hinaus andauern wird. Die Lage schätzt er derzeit aber noch nicht als beunruhigend ein. Wenn es allerdings noch zwei bis drei Monate kaum Regen gebe, dann werde sich eine andere Dramatik zeigen, sagt er. Er habe aber auch schon erlebt, dass auf eine solche Trockenheit viel Niederschlag folgen könne – und die Böden am Ende eher zu nass als zu trocken waren.
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