VW fährt die Produktion nach Corona-Pause wieder hoch

  23 April 2020    Gelesen: 632
 VW fährt die Produktion nach Corona-Pause wieder hoch

Zurück ans Band: Nach mehr als fünf Wochen Corona-Stillstand läuft bei Volkswagen die Autoproduktion wieder an. Doch die Einbrüche sind enorm, wie Konkurrent Daimler mitteilen muss.

Dass Zwickau beim Automobilbau bei irgendetwas besonders schnell sein würde, glaubte zu DDR-Zeiten kaum jemand ernsthaft. Inzwischen werden in der sächsischen Stadt keine Trabis mehr gebaut, sondern vollelektrische ID3-Fahrzeuge - und das zugehörige Werk des Volkswagen-Konzerns ist nun deutschlandweit das erste Fahrzeugwerk der Branche, welches in der Coronakrise wieder seinen Betrieb aufnimmt. Der ID3 gilt als Hoffnungsträger des Konzerns und wird seit November dort gebaut.

Mit der Rückkehr zur Produktion können auch die Zulieferer der Automobilbranche ihre Mitarbeiter nach und nach aus der Kurzarbeit zurückholen. Auch das Motorenwerk in Chemnitz solle schrittweise wieder hochgefahren werden, teilte Volkswagen im Vorfeld mit. Die Gläserne Manufaktur in Dresden folgt demnach am Montag, ebenso wie die Werke in Wolfsburg, Emden und Hannover.

VW will Anfang Mai auch wieder in den USA fertigen
In seinem US-Werk in Tennessee will VW ab 3. Mai wieder schrittweise die Produktion aufnehmen. "Wir haben die vergangenen sechs Wochen genutzt, um strikte Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen", teilte Werksleiter Tom du Plessis in Chattanooga mit. Der Schritt erfolge im Einklang mit gelockerten Corona-Richtlinien der örtlichen Behörden. Die meisten der insgesamt rund 3800 Mitarbeiter in Chattanooga hatte VW zuletzt in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt.
Um an den drei sächsischen Standorten die Sicherheit der rund 10.000 Mitarbeiter zu gewährleisten, setzt VW unter anderem auf verschärfte Hygienestandards und kürzere Reinigungsintervalle. So sollen die Arbeiter in Bereichen, in denen Abstände von 1,5 Metern nicht möglich sind, einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zudem sollen die Taktzeiten deutlich verlangsamt werden.

Damit können auch die Zulieferer des Autobauers aufatmen: "Insbesondere die Zulieferunternehmen, die Komponenten wie Achsen, Cockpits oder Kabelstränge in Sequenz fertigen und den Fahrzeugwerken direkt vorgelagert sind, brauchen den Wiederanlauf dringend", sagt Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ). Ebenso wie werksnahe Dienstleister, beispielsweise aus der Logistikbranche, hätten diese Betriebe kurzfristig keinerlei Alternativen, Aufträge an anderer Stelle zu generieren.

Langfristig müssten sich dennoch vor allem Werkzeugbauer und Entwicklungsdienstleister auf Einbußen einstellen, warnt der Branchenexperte. Entsprechende Budgets würden aktuell bereits drastisch eingedampft, weil den Autoherstellern durch den "Shutdown" enorme Kosten entstanden seien. Zugleich gebe es erste Überlegungen, wichtige Komponenten wie Elektronik künftig wieder stärker selbst zu fertigen.

Daimler meldet Gewinneinbruch um 78 Prozent
Auch die Konzerne selbst trifft die Coronakrise hart. Der Auto- und Lastwagenbauer Daimler hat wegen der Pandemie nun eine einschneidende Gewinnwarnung herausgegeben. In den ersten drei Monaten 2020 brach der bereinigte operative Gewinn (Ebit) des Konzerns demnach um 78 Prozent auf 617 Millionen Euro ein. Der Dax-Konzern erwartet auf Basis vorläufiger Zahlen auch im gesamten Jahr 2020 Einbußen, Absatz und Umsatz bewegten sich unter dem Niveau des Vorjahres.

Auch Daimler fährt seit Montag nach vier Wochen Stillstand in großen Teilen der Produktion seine Werke wieder hoch. Seit dem 6. April gilt zudem Kurzarbeit, die nach jetzigem Stand erst Ende April auslaufen soll. Etwa 80 Prozent der rund 170.000 Beschäftigten in Deutschland sind in unterschiedlichem Maße betroffen.

Daimler hatte den Produktionsstopp außer mit den Beschränkungen auch mit dem weltweiten Nachfragerückgang aufgrund der Krise begründet. Von seiner Kernmarke Mercedes-Benz setzte der Konzern im ersten Quartal nach Angaben von Anfang April weltweit rund 477.400 Autos ab, das waren knapp 15 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im gleichen Maße gingen die Verkaufszahlen bei den Vans zurück.

Die Auswirkungen der Krise auf die Kundennachfrage, Lieferketten und die Fahrzeugproduktion könnten nicht mit dem üblichen Detaillierungsgrad und der üblichen Sicherheit eingeschätzt werden, was eine Neubewertung der Prognose für das Geschäftsjahr 2020 erschwere, teilte der Stuttgarter Konzern nun mit. Die vollständigen Quartalszahlen sollen am 29. April veröffentlicht werden.

Daimler sieht sich trotz Krise finanziell gut aufgestellt, um nach der Coronakrise wieder durchzustarten: "Angesichts des Umstands, dass wir umfassende Maßnahmen zum Schutz unseres Barmittelbestands getroffen und unsere finanzielle Flexibilität erhöht haben, sind wir zuversichtlich, für die Zeit während und nach der Krise gut positioniert zu sein."

spiegel


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