Rund zwei Wochen nach der schlimmsten Bluttat in der Geschichte Kanadas hat das nordamerikanische Land seine Waffengesetze weiter verschärft. 1500 Modelle von Schnellfeuerwaffen seien ab sofort verboten, teilte Premierminister Justin Trudeau mit. "Diese Waffen sind nur für einen einzigen Zweck entworfen worden: um die größte Anzahl von Menschen in der kürzesten Zeit umzubringen", sagte Trudeau. "Es gibt keinen Nutzen und keinen Ort für solche Waffen in Kanada."
Derzeit gibt es nach Schätzungen der Regierung rund 100.000 solcher Waffen im Besitz von Kanadiern. Sie sollen zwei Jahre Zeit bekommen, sie sicher zu beseitigen, unter anderem mit einem Rückkaufprogramm.
Beziehungsstreit als Ursache?
Weil der Täter eine Polizeiuniform trug und ein Auto fuhr, das einem Polizeiauto ähnlich sah, sei es sehr schwer gewesen, ihn ausfindig zu machen, hieß es von den Ermittlern. Wie er an diese Ausstattung kam, ist bisher noch ungeklärt. Den Ermittlern zufolge könnte möglicherweise ein Streit zwischen dem späteren Täter und seiner Freundin der Auslöser gewesen sein. Der Mann habe sich mit seiner Freundin gestritten und diese handgreiflich angegriffen, sie habe aber fliehen können, sagten die Ermittler bei einer Pressekonferenz.
Dieser Vorfall "könnte möglicherweise der Katalysator gewesen sein, der das Ganze gestartet hat", sagte Ermittler Darren Campbell. Das müsse aber noch genauer untersucht werden, eine geplante Tat könne bislang ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die Freundin habe sich nach dem Angriff in Wäldern versteckt, später die Polizei informiert und die Schlüsselinformationen zur Aufklärung der Tat geliefert, teilten die Ermittler mit.
Hintergundcheck und Waffenkurs
Die Waffengesetze in Kanada gelten als relativ streng. Nach "taz"-Informationen mussten bislang Handfeuerwaffen und halbautomatische Schusswaffen registriert werden. Zudem müssen Waffenbesitzer einen Kurs belegen, einen Hintergrundcheck bestehen und einen Waffenschein erwerben, der alle fünf Jahre erneuert werden muss. Nur normale Flinten sind bislang frei erhältlich. Waffenkäufer sind dazu verpflichtet, ein Verzeichnis ihrer Kunden zu führen.
Komplett verboten sind bereits bestimmte vollautomatische Schusswaffen. Trotz den Einschränkungen ist auch in Kanada laut der "taz" die Waffengewalt merklich gestiegen, besonders in Großstädten wie Toronto. Auf 100 Bewohner kommen in Kanada 35 Waffen, in den USA sind es etwa 120.
ntv
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