Deutschland redet über Lockerungen, doch die Coronakrise dürfte die Kulturbranche auch weiterhin hart treffen: Große Theater oder Kinos sind vielerorts noch immer geschlossen. Kanzlerin Angela Merkel hat deshalb nun weitere Unterstützung zugesichert.
In ihrer wöchentlichen Videobotschaft sprach sie davon, Künstlerinnen und Künstler "so gut, wie es geht" durch Hilfsprogramme zu unterstützen, "aber auch dadurch, dass wir sagen, wie wichtig Sie für uns sind".
Ziel sei, dass "unsere breite, vielfältige kulturelle Landschaft auch nach der Überwindung der Pandemie, nach der Überwindung dieses tiefen Einschnitts weiterexistieren kann". Es sollten nun Konzepte entwickelt werden, wie mit Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen auch Theater, Konzerthäuser, Opern und andere Kulturstätten wieder öffnen könnten. Für große Konzerte und Festivals werde es noch schwer bleiben: "Aber wir freuen uns, wieder erste Schritte in den Alltag gehen zu können, gerade auch im kulturellen Bereich."
Künstlerverband: "Soforthilfen greifen nur bedingt"
Merkel sagte, dass das Coronavirus einen tiefen Einschnitt in das gemeinsame kulturelle Leben darstelle. Besonders betroffen seien die vielen Künstlerinnen und Künstler und dabei vor allem Freischaffende. Daher wollten Bund und Länder Künstlern Brücken bauen. "Wir werden weiterhin schauen, welche Unterstützungsmaßnahmen auch in den nächsten Monaten für die Kunst von Notwendigkeit sind."
Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler hatte zuvor kritisiert, dass die von den Corona-Auflagen besonders betroffenen Künstler von staatlicher Unterstützung nur unzureichend erreicht würden. Die Vorsitzende Dagmar Schmidt sagte der "Rheinischen Post": "Die Soforthilfen greifen in den meisten Bundesländern nur bedingt."
Filmbranche fordert weitere Unterstützung
Auch zahlreiche Filmschaffende haben sich mit einem Hilferuf an die Politik gewandt. In einem offenen Brief fordern sie, in Zeiten der Coronakrise das deutsche Kino zu unterstützen.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" veröffentlichte das Schreiben an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Darin heißt es, für Kinofilmproduktionen, die wegen der Pandemie abgebrochen worden seien, hätten alle Filmförderungen einen Nothilfefonds entwickelt. Aber für kommende Filme fehle jede Absicherung für das Risiko eines Drehstopps wegen eines Covid-19-Falls. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Margarethe von Trotta, Caroline Link, Detlev Buck, Pepe Danquart, Andreas Dresen, Florian Gallenberger, Dominik Graf, Oliver Hirschbiegel, Volker Schlöndorff und Wim Wenders.
Ohne eine solche Absicherung würden vor allem unabhängige Produzenten das Wagnis zu drehen, nicht länger eingehen können. "Das bedeutet bereits in den nächsten Monaten massives Produzentensterben, Arbeitslosigkeit für Filmschaffende und die Vernichtung großer Teile des deutschen Kinos. Die Gesellschaft verlöre damit auf nicht absehbare Zeit einen essenziellen Teil ihres kulturellen Nährbodens", heißt es weiter. Es gehe um Sofortmaßnahmen. "Zuvorderst benötigen wir eine Lösung für den fehlenden Versicherungsschutz, um das Risiko zukünftiger Dreharbeiten abzusichern."
Spendenaktion für Musiker
Produzent Uli Aselmann sagte der "FAZ", denkbar sei ein "Rettungsschirm" in Form eines Fonds, in den Bundeskulturbeauftragte und Bundeswirtschaftsministerium einzahlen, abgesichert durch einen Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Auch denkbar als Gewährsträger seien die Bundesländer, die sich besonders in der Filmförderung engagieren, die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Sender der RTL-Gruppe, ProSiebenSat.1 und auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF.
Neben dem Ruf nach staatlicher Hilfe versucht die Kulturbranche, auch durch Spendengelder zu überleben. Die Deutsche Orchester-Stiftung hat mit der Spendenaktion #MusikerNothilfe etwa eine Hilfsaktion für Freischaffende gestartet. Monika Grütters und Kirill Petrenko, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper München, haben die Schirmherrschaft für die Kampagne übernommen.
spiegel
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