Polizei geht gegen Clankriminalität vor

  15 Mai 2020    Gelesen: 539
Polizei geht gegen Clankriminalität vor

200 Polizisten waren in Berlin gegen Mitglieder eines Clans im Einsatz. Mehrere Wohnungen wurden durchsucht. Die Beamten fanden Drogen und eine Schusswaffe.

Bei einer Razzia gegen kriminelle Mitglieder eines arabischstämmigen Clans hat die Polizei in Berlin vier Kilogramm Kokain und eine scharfe Schusswaffe gefunden. Verdächtig sind ein Mann, sein Bruder und seine beiden Söhne, die laut Staatsanwaltschaft zu einer libanesisch-stämmigen Großfamilie gehören.

Ihnen wird bandenmäßiger, bewaffneter Drogenhandel vorgeworfen. Sie sollen auch einen "Kokainlieferservice" betrieben haben, also sogenannte Koks-Taxis, deren Fahrer das Rauschgift auf Bestellung zu Menschen in Wohnungen, Büros, Bars oder Clubs ausliefern.

Die Polizei durchsuchte am Morgen vier Wohnungen und drei Gebäudekomplexe mit Büros in verschiedenen Stadtbezirken. 200 Polizisten waren seit 6.00 Uhr im Einsatz, darunter mindestens ein Spezialeinsatzkommando (SEK) und Experten vom Landeskriminalamt für den Bereich der organisierten Kriminalität.

Zu den gefundenen Drogen gehörten auch 120 Gramm "Steinkokain", wie Oberstaatsanwalt Günter Sohnrey, Leiter der Abteilung Organisierte Drogenkriminalität, in einem bei Twitter veröffentlichten Video sagte. Als "Steine" werden Stücke der Droge Crack bezeichnet. Dabei handelt es sich um chemisch bearbeitetes Kokain, das man rauchen kann.

Die Ermittlungen dauerten an. Ob die Staatsanwaltschaft Haftbefehle beantragt, steht bislang nicht fest.

Kriminelle Mitglieder bestimmter arabischstämmiger Großfamilien waren in den vergangenen Jahren wegen diverser Straftaten verurteilt worden. Dazu gehörten Drogendelikte, Raubüberfälle auf Schmuckabteilungen etwa im Luxuskaufhaus KaDeWe sowie spektakuläre Einbrüche in das Bode-Museum mit dem Diebstahl einer riesigen Goldmünze.

Ein Clan steht auch wegen der vorläufigen Beschlagnahme von 77 Häusern und Wohnungen im Wert von ungefähr zehn Millionen Euro im Sommer 2018 im Fokus der Öffentlichkeit. Im November 2018 hatte der Berliner Senat einen Fünfpunkteplan gegen die kriminellen Aktivitäten einiger Clans beschlossen.

Im April löste zuletzt eine Beerdigung im Clanmilieu einen Großeinsatz der Polizei samt Hubschrauber aus, weil die Corona-Beschränkungen durchgesetzt werden sollten.

spiegel


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