Die Banken in der Euro-Zone wandeln hart am Abgrund

  20 Februar 2016    Gelesen: 866
Die Banken in der Euro-Zone wandeln hart am Abgrund
Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist innerhalb von zwölf Monaten um 43 Prozent gefallen. Bei der Commerzbank sieht es mit einem Kursrückgang von 35 Prozent kaum besser aus. Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht sich genötigt, die Deutsche Bank zu verteidigen, er mache sich »keine Sorgen«. Doch die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel hält die Kursentwicklung der Bankaktien für »sehr beunruhigend«.
Auch die Marktteilnehmer sind bei den Euro-Banken ausgesprochen misstrauisch. Sie erwarten hohe Abschreibungen und gehen davon aus, dass das Eigenkapital in den Bankbilanzen viel zu hoch ausgewiesen ist. Die Eigenkapitaldecke der Banken ist laut Degussa-Marktreport und Informationen der Europäischen Zentralbank hauchdünn. Das heißt, ihre Fähigkeit, die nächsten Schocks wegzustecken, ist äußerst begrenzt.

In Wahrheit ist dieser Puffer sogar so dünn, dass er bei Verlusten von nur acht Prozent in den Bilanzen ausgelöscht wäre. Die Banken wären nicht mehr in der Lage, Kredite zu vergeben. Das würde einen Teufelskreis in Gang setzen, der die Realwirtschaft mit in den Abgrund zieht.

Schon bei einer geringen Abschwächung der Wirtschaft, auf die seit Monaten ja einiges hindeutet, wird eine Reihe von Krediten über Nacht »notleidend«. Die Eigenkapitalquoten würden dann mit Stumpf und Stiel in den Boden gerammt.

In diesem Fall erwischt es zuerst die Aktionäre der Banken, dann die Halter von Bankanleihen und anschließend die Sparer mit ihren Bankguthaben (Bail in). Was der Einlagensicherungsfonds für Sparer dann wirklich wert ist, wird sich zeigen. Genügen diese bisher angeführten Maßnahmen nicht, dann steht noch der »Europäische Abwicklungsfonds« mit 55 Milliarden Euro bereit.

Die EZB wird Zahlungsausfälle im Euro-Bankenapparat jedoch nicht zulassen. Sie wird, um die Zahlungsfähigkeit der Euro-Banken sicherzustellen, die Geldmenge erheblich ausweiten. Bei einer Liquiditätslücke der Euro-Banken von rund 4,8 Billionen Euro Ende 2015 wird die EZB ihr Anleihenkaufprogramm noch einmal kräftig steigern.

Die Europäische Zentralbank unter Draghi hat diese Verwerfungen befördert, indem sie Minizinsen verordnet hat. Darüber freuen sich die Schuldner. Ganz besonders die Regierungen der Länder der Euro-Zone.

Bei den Geldverleihern drosselt der niedrige Zins jedoch die Gewinnmargen und verhindert die Bildung einer brauchbaren Eigenkapitaldecke. Wie soll bei einem Hypothekenkredit für 1,6 Prozent Zinsen pro Jahr noch Risikovorsorge betrieben werden?

Europas Banken sind derzeit noch nicht einmal in der Lage, Angaben zu gebildeten Rückstellungen zu machen. Da sie es auch versäumt haben, frisches Kapital auf den Kapitalmärkten aufzunehmen, bleibt ihnen jetzt gar nichts anderes übrig, als bei Draghi um Hilfe zu betteln. So berichtete das Handelsblatt.

Wenn Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem beim Finanzministertreffen in Brüssel behauptet, unsere Banken seien in einer deutlich besseren Situation als noch vor ein paar Jahren und es sei viel Eigenkapital aufgebaut und es seien Bilanzen restrukturiert worden, dann fragt man sich, ob der Mann jemals einen Blick in eine Bankenbilanz geworfen hat.

Dass unser Finanzminister Wolfgang Schäuble erklärte, ihm würden die jüngsten Kurseinbrüche der Deutschen Bank »keine Sorge« bereiten, muss jedem Beobachter tiefe Sorgenfalten auf die Stirn treiben.

Als weitere Beruhigungspille musste dann auch noch EU-Wirtschaftsminister Pierre Moscovici erklären, die Fundamentaldaten seien ebenso ausreichend solide wie der Bankensektor und die reale Wirtschaft. Europa sei nicht auf dem Weg in eine neue Krise. Der Bankenstresstest belege die Solidität der Branche.

Wenn uns drei derart hochrangige Funktionäre so eindringlich versichern, alles sei in bester Ordnung, dann gilt: Rette sich, wer kann! Bankkunden, die ihre Ersparnisse vertrauensvoll auf einem Bankkonto liegen haben, sollten bei der Gemengelage gründlich darüber nachdenken, ob ihr Geld dort gut aufgehoben ist.

Die Situation der Euro-Banken ist fragil wie nie. Daran ändern auch die nun wieder etwas besseren Aktienkurse nichts. Die Euro-Banken und damit die Wirtschaft der Euro-Zone wandeln am Abgrund.

Market Watch meint: Fällt nur eine deutsche oder französische Bank, dann geht der Euro mit ihr unter. Eine weitere Bankenkrise überlebt die Euro-Zone nicht.

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