Alexander Zverev genießt mit Freundin Brenda das Leben an der Cote d'Azur, Angelique Kerber tankt in Polen bei der Familie Kraft - doch auch ohne seine beiden Topstars erwacht das Tennis in der deutschen Heimat aus dem Corona-Tiefschlaf. Am Dienstag startet der Deutsche Tennis Bund (DTB) seine nationale Turnierserie - 32 Herren und 24 Damen haben die Chance, während der Zwangspause der Profitour endlich wieder Matchpraxis zu sammeln und einige Euros zu verdienen.
"Trainingsmatches sind schön und gut", sagte der topgesetzte Jan-Lennard Struff, "aber es ist echt richtig schön, mal wieder einen Wettkampf zu spielen." Und da das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss grünes Licht gab, darf der Weltranglisten-34. dies sogar vor bis zu 100 Zuschauern tun. "Man sieht es momentan beim Fußball, wie tough das ist, sich alles ohne Zuschauer anzugucken", sagte BVB-Fan Struff: "Fans machen sehr viel von der Begeisterung aus. Deswegen habe ich als kleines Kind angefangen zu spielen."
"Ich bin wirklich gespannt"
Bernhard Rüsing, Geschäftsführer des Tennis-Traditionsklubs TC Blau-Weiß Neuss, hofft vor allem an Fronleichnam (Donnerstag) auf viele Zuschauer. "Das ist immer ein beliebter Tag", sagte er. "An den anderen Tagen werden viele wahrscheinlich erst abends kommen."
Bei den Profis ist die Vorfreude auf die Serie jedenfalls groß. Schließlich dauert die Zwangspause durch die Corona-Pandemie schon seit Mitte März an, die Ungewissheit, wann es wieder weitergeht, zehrt an den Nerven. Offiziell ist die Tour bis 31. Juli unterbrochen. Regionale Lösungen wie nun die DTB-Serie sind aktuell eine sinnvolle Überbrückungsmöglichkeit.
"Auf jeden Fall ist es eine gute Vorbereitung für den Tag, an dem es dann hoffentlich wieder auf der WTA-Tour losgeht", sagte Fed-Cup-Spielerin Laura Siegemund, die das Damenfeld anführt: "Ich bin wirklich gespannt, wie schnell ich wieder in den Turniermodus finden werde." Der Hunger nach Matches unter Wettkampfbedingungen ist so groß bei den Profis, dass sich Doppelspezialist Kevin Krawietz sogar mal wieder im Einzel versucht. Der Reiz sei da, "gegen die Jungs zu schauen, wo ich stehe", sagte Krawietz, der 2019 an der Seite von Andreas Mies die French Open gewonnen hatte.
Zverev startet in Berlin
Während sich die Herren in acht Vierergruppen in Troisdorf, Überlingen, Großhesselohe und Neuss duellieren, schlagen die Damen in sechs Vorrundengruppen ab dem 16. Juni in Darmstadt, Versmold und am DTB-Bundesstützpunkt in Stuttgart auf. Danach stehen bis zum 26. Juli Zwischen-, Halbfinal- und Finalrunden auf dem Programm. Insgesamt sind elf Standorte involviert, es gibt ein Preisgeld von 372.000 Euro zu gewinnen. Der DTB war bereit, für die Serie auch in die Verbandskasse zu greifen, kann seine Kosten nun aber über Sponsoren refinanzieren.
"Das ist eine besondere Zeit, die Serie ist die richtige Antwort. Es ist keine Exhibition, es geht um etwas", sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff dem SID. Und es ist wohl eine einmalige Sache, denn auch die internationale Szene erwacht wieder. Vorboten sind die von Topstar Novak Djokovic initiierte Adria Tour ab Mitte Juni und die Showturniere im Juli in Berlin. Bei beiden stark besetzten Events schlägt auch Zverev auf und will zeigen, dass er in der Coronapause vor allem hart gearbeitet hat.
Quelle: ntv.de, Tobias Schwyter & Peer Lesse Korff, sid
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