Nordkorea zerstört Verbindungsbüro an Grenze zu Südkorea

  17 Juni 2020    Gelesen: 703
  Nordkorea zerstört Verbindungsbüro an Grenze zu Südkorea

Nordkorea hat das Symbol der Annäherung zu Südkorea in die Luft gesprengt.

 Wie das Vereinigungsministerium in Seoul am Dienstag mitteilte, zerstörte Pjöngjang das gemeinsame Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong. Die Sprengung erfolgte, nachdem Nordkorea in den vergangenen Tagen vermehrt Drohungen gegen den südlichen Nachbarstaat ausgesprochen und die Schließung aller offiziellen Kommunikationskanäle zu Südkorea veranlasst hatte. Seoul berief eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein, Russland forderte beide Seiten zur "Zurückhaltung" auf.

Nordkorea habe das Büro "in die Luft gesprengt", erklärte die Regierung in Seoul. Das südkoreanische Fernsehen zeigte Bilder, wie Rauch über der stillgelegten gemeinsamen Industriezone kurz hinter der Grenze in Kaesong aufstieg. Dort war das Verbindungsbüro im September 2018 eröffnet worden. Rund 20 Beamte beider Seiten wurden in den darauffolgenden Monaten im Büro abgestellt. Wegen der Corona-Pandemie schlossen die Regierungen das Büro im Januar.
Die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim Jong Un hatte vor einigen Tagen mit einer Militäraktion gegen Südkorea gedroht - und dabei auch das Verbindungsbüro in Kaesong erwähnt. "In Kürze wird eine tragische Szene des komplett eingestürzten, nutzlosen Nord-Süd-Verbindungsbüros zu sehen sein", erklärte Kim Yo Jong am Samstag.

Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, berief Südkoreas Präsident Moon Jae In am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein. Die nordkoreanische Armee drohte derweil mit einer Militäraktion. Sie sei "voll einsatzbereit", erklärte der Generalstab der Koreanischen Volksarmee.

Wegen einer Verschlechterung der innerkoreanischen Beziehungen werde bereits ein "Aktionsplan" geprüft, um "die Frontlinie in eine Festung zu verwandeln", wurde die Armeeführung von den Staatsmedien zitiert. Die Armee will demnach wieder Soldaten in Gebiete schicken, die nach einem Abkommen zwischen beiden Ländern entmilitarisiert wurden.

Die nordkoreanische Armee machte keine Angaben dazu, in welche Gebiete sie wieder vordringen will. Südkoreanischen Medienberichten zufolge könnte Nordkorea wieder Grenzposten an der stark befestigten gemeinsamen Grenze einrichten, die nach einer Vereinbarung von 2018 abgebaut worden waren.

Die neue Eskalationsstufe folgt auf eine Flugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten. In den Flugblättern, die meist mit Ballons über die Grenze geschickt werden, wird Nordkoreas Machthaber für Menschenrechtsverletzungen und seine Atompolitik kritisiert.

Die kommunistische Führung in Pjöngjang wirft der Regierung in Seoul vor, die Aktivisten nicht daran zu hindern. Am Dienstag drohte die nordkoreanische Armee nun ihrerseits mit einer "großangelegten Flugblattaktion".

Russland rief am Dienstag beide Seiten zur "Zurückhaltung" auf. Es sei "besorgniserregend", was auf der koreanischen Halbinsel geschehe, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Die innerkoreanischen Beziehungen sind seit dem gescheiterten Gipfel Nordkoreas mit den USA im Februar vergangenen Jahres zum Erliegen gekommen. Experten vermuten, dass Nordkorea mit einer Eskalation des Konflikts mit Südkorea den Druck auf die USA erhöhen will.

AFP.com


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